Artikel teilen:

Dreistigkeit

Von Gerd-Matthias Hoeffchen

Dreist. Anders kann man das kaum nennen, was in Dortmund vor sich geht. Im Advent hatten sich stadtbekannte Rechtsaußen auf dem Kirchturm von St. Reinoldi verbarrikadiert. Per Megafon grölten sie Parolen in die Fußgängerzone, hissten ein Transparent, zündeten Feuerwerk (UK berichtete). Kirchengemeinde und Polizei mussten zuschauen – bis die Pfarrerin die Glocken läuten ließ, um die unerträgliche Stimmungsmache zu übertönen. Jetzt hat einer der Rabauken – Ermittlungen gegen sie laufen wegen des Verdachts der Sachbeschädigung, Störung der Religionsausübung, Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole, des Hausfriedensbruchs und Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz – Anzeige gestellt: Die Glocken seien zu laut gewesen (Seite 7).
Das gleicht einem Wiesel, das in den Hühnerstall einbricht – und sich dann beschwert, wenn es aus dem Stall geworfen wird. Wer ein auch nur halbwegs gesundes Rechtsempfinden besitzt, kann den Fall nur als eines ansehen: als bodenlose Dreistigkeit.