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Dramatischer Anstieg von Vergewaltigungen in Brasilien

Erschreckende Zahlen aus Brasilien: Im vergangenen Jahr wurden 74.930 Vergewaltigungen gezählt. Unter den überwiegend weiblichen Opfern sind viele Kinder jünger als 14 Jahre.

Jedes achte Mädchen auf der Welt hat schon vor seinem 18. Lebensjahr eine Vergewaltigung oder sexuellen Missbrauch erlitten
Jedes achte Mädchen auf der Welt hat schon vor seinem 18. Lebensjahr eine Vergewaltigung oder sexuellen Missbrauch erlittenImago / imagebroker

In Brasilien hat die Zahl der Vergewaltigungen und Frauenmorde stark zugenommen. Nach Angaben des Brasilianischen Forums für Öffentliche Sicherheit wurden 2022 insgesamt 74.930 Vergewaltigungen gemeldet und damit mehr als jemals seit Beginn der Datenerhebung 2011. Das entspricht laut der nichtstaatlichen Organisation einem Anstieg von über acht Prozent im Vergleich zu 2021, wie die Tageszeitung Folha de São Paulo berichtete. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. Offiziellen Angaben zufolge wurden im vergangenen Jahr zudem 1.400 Frauen ermordet, weil sie Frauen waren, ein Anstieg um 6,6 Prozent.

Häusliche Gewalt als eine Ursache

Brasiliens Familienministerin Cida Gonçalves machte die gesellschaftliche Stimmung und die Streichung von Ausgaben im Kampf gegen häusliche Gewalt für den Anstieg verantwortlich. „Tatsächlich wurde in den vergangenen Jahren zu wenig in die Bekämpfung von Gewalt investiert“, sagte sie mit Blick auf die Vorgängerregierung des rechtsextremen Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro (2019-2022). Hinzu komme, dass Hass und Intoleranz in der Gesellschaft zunähmen, was sich bis nach Hause und zu den Frauen durchschlage.

60 Prozent der Opfer waren jünger als 14 Jahre

60 Prozent der Vergewaltigungsopfer seien 2022 jünger als 14 Jahre gewesen, heißt es in dem Bericht. Fast 70 Prozent der Vergewaltigungen passierten Zuhause. Auch in den Jahren wurde ein Anstieg der sexuellen Gewalt gegen Kinder und Jugendliche registriert. Experten führen das auf die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie zurück, aufgrund derer die Minderjährigen mehr Zeit daheim verbringen mussten und gestressten und frustrierten Erwachsenen ausgesetzt waren.

Unter Bolsonaro wurden Ausgaben im Sozialbereich stark gekürzt. Betroffen waren auch Einrichtungen wie Frauenhäuser, die deshalb schließen mussten. Laut Gonçalves haben weniger als zehn Prozent der brasilianischen Kommunen Einrichtungen für Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind.