Rollerskates und Zauberwürfel, Kassettenrekorder und Disco-Kugeln: Mit der poppig-bunten Erlebnisausstellung „Die 80er – Sie sind wieder da!“ will das Badische Landesmuseum in Karlsruhe Erinnerungen der Babyboomer wecken. Die 1980er Jahre seien „eines der aufregendsten und widersprüchlichsten Jahrzehnte der deutschen Nachkriegsgeschichte“, sagen die Kuratoren Brigitte Heck und Martin Wacker. Eröffnet wird die Schau am Samstag und ist bis zum 25. Februar 2024 zu sehen.
Damals hing das Telefon noch an einem Kabel. Brettspiele wie das Wissenspiel Trivial Pursuit boomten, auch das Videospiel Pac-Man war beliebt. Bei den günstigen Bahnreisen für junge Leute mit dem Interrail-Ticket durften auch Schlafsack und Leder-Brustbeutel nicht fehlen.
Von wegen sorgenfrei!
Auch wenn der Song „Don’t worry, be happy“ des US-amerikanischen Jazzsängers Bobby McFerrin die späten 80er prägte, sorgenfrei war das Jahrzehnt keineswegs. Die kulturgeschichtliche Schau thematisiere auch seine „grauen Seiten“, erklärte Heck, Leiterin des Referats Volkskunde. Dazu gehörten angesichts von Massenarbeitslosigkeit die existenziellen Sorgen um den Arbeitsplatz. Zudem verunsicherte die Aids-Pandemie viele Menschen.
Die Friedensbewegung demonstrierte gegen das Wettrüsten mit Atomwaffen und den Wehrdienst. Widerstand regte sich auch gegen die zivile Verwendung der Atomkraft, besonders nach der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl 1986. So wurde im Januar 1980 in Karlsruhe die Partei der Grünen gegründet.

Das letzte Jahrzehnt mit zwei deutschen Staaten sei von politischen Konflikten und gesellschaftlichen Umbrüchen geprägt worden, aber auch dem Aufbruch in eine digitale Zukunft, sagte Heck. Mit dem Mauerfall 1989 hätten sich große politische Hoffnungen verbunden. Daher bleibt die Ausstellung nicht an den Grenzen der alten Bundesrepublik stehen, sondern thematisiert auch politische Ereignisse, oppositionelle Strömungen und Lebenswelten der ehemaligen DDR.
Auch modisch hatte das Jahrzehnt einiges zu bieten. Während die gelbe Öljacke, der „Friesennerz“, mit Sticker und Buttons ein Muss für Anhänger der Friedens- und Umweltbewegung war, trugen Fitnessfans lieber enge und knallbunte Outfits – auf dem Heimtrainer oder im Fitnessstudio.
Musicals erobern die Theaterwelt
Hip-Hop, Breakdance und Graffiti kamen aus den USA nach Deutschland. Stadionkonzerte und Bühnenshows mit live gespielten Konzerten boomten. Andrew Llyod Webber eroberte mit seinen Musicals die Theaterwelt. Auch das Fernsehen war im Umbruch. Mit der Verlegung von Kupferkabeln und dem geöffneten Markt für Privatanbieter wandelten sich Angebot und Medienkonsum grundlegend.
In Karlsruhe können Besucherinnen und Besucher nicht nur in Erinnerungen schwelgen. Sie sind auch eingeladen, „ein besonderes Stück“ aus den 80ern beizusteuern. Dafür sind Vitrinen leer geblieben. Zudem können sie sich mit ihren Geschichten an einem „Erinnerungslabor OstWest“ beteiligen. Daraus soll ein professionelles Zeitzeugenarchiv entstehen.