One to One: John & Yoko (Großbritannien 2024)
Zeitschriften und Notizbücher liegen auf einem Bett in der Mitte des Zimmers, am Fußende der klobige Röhrenfernseher: Kevin Macdonald hat für seinen Dokumentarfilm über John Lennon und Yoko Ono deren Apartment möglichst originalgetreu nachbauen lassen. 1971 sind Lennon und Ono nach dem finalen Beatles-Album für 18 Monate nach New York gezogen – es sollte eine Atempause sein. Macdonalds Dokumentation kehrt zwischen Bildern, die das Zeitgeschehen vom Vietnamkrieg bis zu den Protestbewegungen zeigen, immer wieder in das kleine private Refugium der Protagonisten zurück. Eingebettet in das politische Treiben sind restaurierte Aufnahmen von Lennons „One to One“-Benefizkonzert, die zum Teil bislang nicht zu sehen waren und das Herzstück des Films bilden. Neben Videoaufnahmen greift der Film auch auf Mitschnitte von Telefonaten zwischen Lennon und Ono zurück, die Einblicke in ihr gemeinsames Leben liefern.
Regie: Kevin Macdonald. Länge: 101 Min. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK): ab 12. Filmbewertungsstelle (FBW): ohne Angabe.
Copa 71 (Großbritannien 2023)
Zu Unrecht vergessen: 1971 fand in Mexiko die erste Frauenfußball-Weltmeisterschaft statt. Damals noch inoffiziell, da die FIFA durch die Beteiligung von Frauen einen Imageverlust befürchtete. Rachel Ramsay und James Erskine haben nun mit ihrem Dokumentarfilm „Copa 71“ das geschichtsträchtige Großereignis mittels Archivaufnahmen wiederbelebt. Dafür blicken sie zunächst auf die Geschichte des Frauenfußballs zurück, wobei gezeigt wird, wie Frauen systematisch aus dem Fußball ausgeschlossen wurden. Humorvolle Kommentare von ehemaligen Spielerinnen, die mal wehmütig, mal stolz auf ihre damaligen Auftritte zurückblicken, vervollständigen den Blick auf das Turnier, das als das meistbesuchte Frauensportereignis der Geschichte gilt.
Regie: James Erskine, Rachel Ramsay. Buch: James Erskine, Rachel Ramsay, Victoria Gregory. Mit: Elvira Aracen, Janice Barton, Brandi Chastain, Mauricia Ciceri. Länge: 90 Min. FSK: ab 0. FBW: ohne Angabe.
Freaky Tales (USA/Kanada 2024)
1987 im kalifornischen Oakland: Verliebte Punks (Ji-young Yoo & Jack Champion) wehren sich gegen Neonazi-Angriffe, aufstrebende Rapperinnen (Normani & Dominique Thorne) nehmen es mit dem etablierten Too Short (spielt sich selbst) auf, ein Basketballprofi (Jay Ellis) sinnt auf Rache und ein Auftragsgangster (Pedro Pascal) möchte das Verbrecherleben aufgeben. „Freaky Tales“ erzählt vier Geschichten in Form einer wirren Actionkomödie. Mit 80er-Jahre-Nostalgie und einer lässigen Erzählweise inszeniert das Regie-Duo Anna Boden und Ryan Fleck variierende Mengen von spritzendem Blut. Dabei helfen viel Humor und ein gut aufgelegtes Ensemble. Dennoch wirkt vieles zunächst wie ein Konzeptentwurf, ehe der Film richtig in Schwung kommt.
Regie und Buch: Anna Boden, Ryan Fleck. Mit: Ji-young Yoo, Jack Champion, Normani, Dominique Thorne, Pedro Pascal, Ben Mendelsohn. Länge: 107 Min. FSK: ab 18. FBW: ohne Angabe.
Die Barbaren – Willkommen in der Bretagne (Frankreich 2024)
Die Einwohner einer bretonischen Kleinstadt sind Feuer und Flamme für das Projekt, eine ukrainische Flüchtlingsfamilie aufzunehmen. Doch die Begeisterung verfliegt, als stattdessen eine syrische Familie aus dem Bus steigt – Ukrainer waren ausgegangen. Aus verschiedenen Perspektiven behandelt die Regisseurin und Schauspielerin Julie Delpy in ihrer satirischen Komödie die Themen Migration und Fremdenangst. Dabei bettet sie Interviews mit den Bewohnern des Dorfes im Stil einer Mockumentary in den Film ein. Jenseits der Kameras lassen die Dorfbewohner ihren Ressentiments freien Lauf, während die syrische Familie die Situation nicht ganz nachvollziehen kann. Die unfreiwillige Pointe des Films ist aber, dass der erwartete Kulturkonflikt gerade nicht stattfindet. Schon weil die syrische Familie, bestehend aus Ärzten, Architekten, Poeten, keinerlei Angriffsfläche bietet, wirken Feindseligkeiten überaus konstruiert.
Regie: Julie Delpy. Buch: Julie Delpy, Matthieu Rumani, Nicolas Slomka. Mit: Julie Delpy, Sandrine Kiberlain, Laurent Lafitte, Ziad Bakri, Jean-Charles Clichet. Länge: 101 Min. FSK: ab 12. FBW: ohne Angabe.