Die einen kennen ihn als köstliches Gelee, andere als wohlschmeckenden Sirup oder als Zutat im In-Cocktail Hugo. Und viele schwören auf ihn bei körperlichen Beschwerden jeglicher Art. Denn dem Schwarzen Holunder werden umfassende Heilkräfte nachgesagt. So soll er unter anderem fiebersenkend, krampflösend und beruhigend wirken, bei Erkältungen, Verstopfung und Hautunreinheiten gleichermaßen helfen. Für das Jahr 2024 ist der Schwarze Holunder – auf Latein „Sambucus nigra“ – zur „Heilpflanze des Jahres“ gekürt worden.
„Wirkstoffe wie Flavonoide und ätherische Öle, ein hoher Vitamin-C-Gehalt sowie Gerb- und Mineralstoffe sind die Ursache dieses breiten Anwendungsgebiets“, begründet die Jury des Naturheilkundevereins Theophrastus (München/Chemnitz) ihre Entscheidung. Der Schwarze Holunder sei ein „Allrounder“. Nicht umsonst formuliere der Volksmund: „Der Holunder, der tut Wunder.“ Jedes Jahr wird auf dem Heilkräuter-Fachsymposium des „Sächsischen Landeskuratoriums Ländlicher Raum“ die Heilpflanze des Jahres vorgestellt, 2023 war es die Weinrebe.
Charakteristisch für den Schwarzen Holunder sind seine duftenden, wohlschmeckenden weißen Blüten und violett-schwarzen Beeren, die dunkelgrünen Blätter und eine heilwirksame Rinde. Seit jeher spielt der Holunder in der Volksheilkunde eine wichtige Rolle, gilt als lebende Apotheke. Schon Hildegard von Bingen beschrieb seine medizinische Wirkung in ihren Schriften und Heilbüchern im 12. Jahrhundert. Heute werden in der Regel nur die Blüten und die reifen Beeren verwendet. Sie sind reich an Anthocyanen mit hoher antioxidativer Aktivität, beinhalten ätherische Öle, Gerb- und Mineralstoffe wie Kaliumsalze und Vitamin C. Daneben enthalten sie die Vitamine A, B1, B2 sowie Folsäure.
Die Beeren des Holunders sollten allerdings nie roh verzehrt werden, da sie das Gift Sambunigrin beinhalten, das bei Kontakt mit Wasser Blausäure abspaltet. Es kann es zu Magenkrämpfen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall kommen.
Der Schwarze Holunder ist aber nicht nur für die Küche oder die heimische Apotheke geeignet. Schon in der Antike wurde er zum Schwarzfärben der Haare genutzt. Das Geheimnis ist der in den Beeren enthaltende Farbstoff Sambucyanin. Auch Leder und Stoffe wurden mit Holunder gefärbt. Heute wird der Farbstoff vor allem in der Lebensmittelindustrie eingesetzt.
Auch im Bereich von Mythen und Märchen spielt der Schwarze Holunder eine wichtige Rolle, weiß Christine Güldner vom Naturheilkundeverein Theophrastus. „Im Englischen heißt der Schwarze Holunder elderberry“, sagt sie. „Und im Fantasy-Roman Harry Potter besteht der mächtigste Zauberstab – der Elderstab – wohl nicht umsonst aus Holunderholz.“
Um aus der Heilpflanze des Jahres 2024 ein köstliches Holunderblütengelee zu machen, müsse man allerdings nicht zaubern können, sagt Güldner. Man nehme zwölf frische Holunderblüten, etwas Apfelsaft, eine Zitrone sowie Gelierzucker. Zunächst übergieße man die frischen Holunderblüten mit Apfelsaft, bis sie bedeckt sind, und lasse sie 24 Stunden ziehen. Anschließend wird der Saft durch ein Tuch abgeseiht und es werden 750 Milliliter abgemessen. Dazu kommt der Saft der Zitrone. Anschließend kocht man die Mischung zusammen mit dem Gelierzucker ein, bevor das Gelee in saubere, heiß ausgespülte Gläser abgefüllt wird.