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Die Schwächen akzeptieren

Wie ein Unfall den Autor hilflos macht und seine Sicht auf Beziehungen verändert.

Kara - Fotolia

Philippe Pozzo di Borgo: Ich und Du
Von Kerstin Kempermann
Den Traum von einer echten Gemeinschaft, die auf der unmaskierten Begegnung der Menschen fußt, wagt Philippe Pozzo di Borgo in seinem berührenden Buch „Ich und Du“. Für ihn ist diese bewusste menschliche Begegnung nichts weniger als die Rettung für unsere Gesellschaft. Bekannt wurde der Autor durch seine Autobiographie „Ziemlich beste Freunde“, die als Film ein Millionenpublikum begeisterte. Nun schildert er, wie sein Unfall und die damit verbundene Hilflosigkeit seine Sicht auf Beziehungen gewandelt hat.
Der Egoismus und Individualismus, der in unserer Gesellschaft vorherrsche, führt für den Autoren in eine Sackgasse. Er denkt an eine „Revolution der sozialen Beziehungen“, in der das „Wir“ im Vordergrund steht. Was es dafür vor allem brauche, sei Vertrauen in den anderen. Und Akzeptanz: Er träumt von einer Gesellschaft ohne Zwang zur Optimierung, in der jeder zu seinen Schwächen stehen kann und unterstützt wird. Denn der „normale Mensch“ braucht den Verletzlichen – und umgekehrt.
Dieses Buch wendet sich an uns alle. Es fordert uns auf, auf uns selbst und unsere Beziehungen zu schauen: Hören wir zu? Nehmen wir den anderen wirklich wahr? Auch wenn er nicht unserem „standardisierten Blick auf die Welt entspricht“? Und wenn uns das gelingt, was bedeutet das für unsere Gesellschaft? Für Pozzo di Borgo ist gegenseitige Wertschätzung der Weg der Rettung für uns alle. Ein Gedanke, den man nach diesen philosophischen und dennoch leicht zu lesenden 150 Seiten in den Alltag mitnehmen kann. Vielleicht beginnt so eine soziale Revolution. Im Kleinen. In den einzelnen Begegnungen.
Philippe Pozzo di Borgo:
Ich und Du. Mein Traum von Gemeinschaft jenseits des Egoismus.
Hanser Berlin 2015,
150 Seiten, 17,90 Euro.