Mit ihren Zeugnissen haben sie maßgeblich dazu beigetragen, dass der Einsatz von Atomwaffen weltweit ein Tabu darstellt. Das Engagement für eine Welt ohne Nuklearwaffen der Hibakusha, der Überlebenden der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki, ist laut dem Nobelpreiskomitee einzigartig – und heute wieder besonders wichtig, da das „Atomwaffen-Tabu“ wackele. Deshalb hat das Norwegische Nobelpreiskomitee die japanische Überlebenden-Organisation Nihon Hidankyo mit dem diesjährigen Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Toshiyuki Mimaki, einer der Vorsitzenden der Organisation, bedankte sich für den Preis. Er werde zu den Gräbern der Gestorbenen gehen und ihnen die gute Nachricht bringen, sagte er laut dem japanischen TV-Sender NHK unter Tränen. Die Organisation werde sich weiter für eine Abschaffung von Atomwaffen und den Weltfrieden einsetzen.
Nihon Hidankyo wurde 1956 von mehreren Überlebendengruppen zusammen mit Opfern von Atomwaffentests im Pazifik als Japanische Organisation von Opfern von Atom- und Wasserstoff-Bomben gegründet. Der Name wurde zu Nihon Hidankyo verkürzt. Der Verbund ist die größte und einflussreichste Hibakusha-Organisation in Japan. Neben der Aufklärung und dem Kampf gegen Atomwaffen ist ihr Ziel auch die Anerkennung des Leidens, das nach den Abwürfen von Hiroshima und Nagasaki laut dem Nobelkomitee lange verschwiegen und vernachlässigt wurde. So hat die Organisation erreicht, dass den Überlebenden eine medizinische Versorgung zusteht.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges warfen US-Flieger am 6. und 9. August 1945 jeweils eine Atombombe auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki ab. Es ist der bislang einzige Einsatz von Atomwaffen in einem Krieg. Schätzungsweise 120.000 Menschen wurden laut dem Nobelkomitee getötet, etwa noch einmal so viele starben demnach an ihren Verbrennungen und aufgrund der Strahlung in den Monaten und Jahren danach.
Ihre Hauptaufgabe sehen die Mitglieder von Nihon Hidankyo darin, ihre Geschichte innerhalb und außerhalb Japans zu erzählen und auf diese Weise über die verheerenden Folgen von Nuklearwaffen aufzuklären und ein Verbot zu erreichen. „Die Hibakusha helfen uns, das Unbeschreibliche zu beschreiben, das Undenkbare zu denken und den von Atomwaffen verursachten unvorstellbaren Schmerz und das Leid irgendwie zu begreifen“, urteilte das Nobelkomitee. Dabei versuchen sie nach eigener Aussage weitere Generationen von Friedensaktivistinnen und -aktivisten auszubilden.
Die Mitglieder nehmen auch immer wieder Bezug auf aktuelle Ereignisse. So protestierten sie in den vergangenen Monaten gegen die Verlegung russischer Atomwaffen nach Belarus und die Aufrüstung in Nato-Ländern. Auch die angekündigten Atomwaffen-Tests durch Russland und die USA verurteilten die Überlebenden. „Diese fehlgeleitete Strategie treibt die Welt an den Rand eines Atomkriegs und droht, die Menschheit zu vernichten“, erklärte Nihon Hidankyo im Mai.