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Die “Feier der Liebe” ganz schlicht

Mit so viel Andrang bereits im Vorfeld hat das „Orga-Team“ der Pforzheimer Aktion „Einfach heiraten!“ nicht gerechnet. „Es haben sich schon rund 30 Paare für eine Eheschließung angemeldet, weitere für eine Erneuerung ihres Trauversprechens“, sagt der Pforzheimer Pfarrer Malte Dahme im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Wegen der zahlreichen Anmeldungen werden die „Mini-Hochzeiten“ nun nicht mehr, wie ursprünglich geplant, nur am 24. Februar, sondern auch am 25. Februar angeboten.

Gemeinsam mit seinen Kolleginnen Anja Kamper, Julia Kaiser und Susanne Bräutigam bietet Dahme erstmals die „Hochzeiten-to-go“ in der Pforzheimer Schloßkirche St. Michael an. „Sie richtet sich an alle, die ohne viel Tamtam heiraten, ihr Trauversprechen erneuern oder sich als Paar segnen lassen wollen“, heißt es in der Pressemitteilung.

Auf die Idee gekommen sind die Pforzheimer Pfarrer durch ihre Kollegin Anja Bremer aus dem südbadischen Teningen (Kreis Emmendingen). Gemeinsam mit ihrem Mann, Pfarrer Andreas Ströble, veranstaltete Bremer erstmals im Februar 2022 die Aktion. Eine Anmeldung war nicht nötig, die Paare konnten spontan vorbeikommen.

Pfarrerin Bremer hatte während der Corona-Pandemie auf Instagram gesehen, dass es in den Großstädten solche Angebote gab. „Das fand ich so wunderbar, dass ich es auch im Ländlichen anbieten wollte“, erzählt sie am Telefon. Durch die Pandemie seien zu viele Hochzeiten „liegengeblieben.“

2022 trauten sie und ihr Mann 19 Paare, im darauffolgenden Jahr gab es 15 „Mini-Hochzeiten“. Der Ablauf der Zeremonie ist in beiden Orten ähnlich. Bremer berichtet, zunächst finde ein Traugespräch in der Kirche statt. Anschließend werde der Bund der Ehe geschlossen und danach gibt es „Sekt, Selters und Hochzeitsmuffins“.

Zudem können sich die Paare sowohl in Teningen als auch in der Goldstadt Pforzheim ein Lied zu ihrer Hochzeit wünschen. Nur zwei- oder dreimal seien dabei kirchliche Lieder erklungen. Ansonsten sei von Heavy Metal bis Tim Bendzko alles dabei gewesen. „Gemeinsam war aber allen Songs, dass sie von Liebe und Vertrauen handelten“, erzählt Bremer.

Durch die „Mini-Hochzeiten“ habe sich auch ein spezielles Format für bereits Geschiedene ergeben, berichtet die Pforzheimerin Anja Kemper. So hätten sich bereits einige Paare angemeldet, die schon früher eine große Hochzeit in Weiß gefeiert hatten. „Sie wollen keine Kopie der ersten Hochzeit, sondern eine Variante“, sagt sie. Unter den Heiratenden sei bislang auch ein gleichgeschlechtliches Paar.

Sogar Liebende aus Bretten, Stuttgart und Böblingen wollen für ihre Heirat nach Pforzheim kommen. Pfarrerin Susanne Bräutigam erklärt, dass es seit einer Gesetzesänderung heutzutage nicht mehr kompliziert ist, in einem anderen Ort als dem Wohnort zu heiraten.

Nur zwei Voraussetzungen müssen für die kirchliche „Mini-Hochzeit“ erfüllt werden. „Wichtig ist, dass die Paare standesamtlich verheiratet sind und ein Partner evangelisch ist“, so Bräutigam. Daher konnten sie dem Wunsch eines katholisch-muslimischen Paares nach einer Trauung auch nicht nachkommen, erzählt die Pfarrerin: „Aber wir werden sie segnen.“

Dass das Konzept für „Traungen-to-go“ für manchen nach „Durchlauferhitzer“ klingt, sieht Bremer nicht problematisch. Ein weißes Kleid, zahlreiche Gäste, ein großes Büfett seien schön. „Aber im Kern geht es bei der Eheschließung um den Segen Gottes für das Paar, die Feier der Liebe“, erklärt sie. Das sei mit der kleinen Zeremonie erfüllt. (0315/13.02.2024)