Sonntag: Psalm 6
Montag: 3. Mose 1, 1-9
Dienstag: 3. Mose 8, 1-13
Mittwoch: 3. Mose 9, 1-24
Donnerstag: 3. Mose 10, 1-11
Freitag: 3. Mose 16, 1-22
Samstag: 3. Mose 19, 1-18
Das dritte Buch Mose, das kürzeste in der Tora, ist – ganz anders als im Judentum – in der christlichen Frömmigkeit ziemlich unbeachtet. Es ist sperrig zu lesen, es enthält kaum erzählende Abschnitte, es ist „dröge“, wie der Westfale sagt. Weil andererseits darin aber so wichtige Schlüsselbegriffe wie „heilig“ oder „Versöhnung“, aber auch „Nächstenliebe“ behandelt werden, hilft dieses Buch zum Verständnis der gesamten Heiligen Schrift. Es kostet jedoch Mühe, um über den „argen Graben“ zu springen, der zwischen den heutigen und den damaligen Verhältnissen liegt. Das dritte Buch Mose(so Luther) heißt auch Levitikus. Es geht aber um das Priestertum; der Stamm Levi, der später Tempeldienste zu verrichten hatte, wird nur 25,32 erwähnt. Im Hebräischen heißt es „wajikra“ (nach seinem ersten Wort „und es rief“) und ordnet die Religionsausübung der Wanderschaft bzw. Sesshaftwerdung. Die geschah – historisch gesehen – am Ende der späten Bronzezeit, die in Palästina etwa von 1550 bis 1200 vor Christi Geburt angesetzt wird. Levitikus hat seine heutige schriftliche Gestalt aber erst sehr viel später in der Zeit des babylonischen Exils, also nach 597 v. Chr., bekommen. Es diente den Vertriebenen und denen in der Diaspora als ein Dokument ihrer Identifikation ohne Tempel! Diese Schriftrollen lasen sie, „wenn sie an Zion dachten“ (Psalm 137,1). Das Buch spiegelt insofern in seinen gesellschaftlichen Verhältnissen und deren Regelungen zwei Zeitebenen wider.
Sehr fremd sind uns die Opfergesetze. Kapitel 1 etwa handelt von dem so genannten Ganzopfer, bei dem das Tier völlig zerlegt wird. Ganzopfer sind immer Brandopfer. Es gibt ferner Speiseopfer, Dankopfer, Sündopfer und auch Schuldopfer, die nach jeweils variierenden Riten ablaufen und eigene Bezeichnungen haben. Beim Übersetzen merkt man das: Es fehlen uns schlicht und einfach die Begriffe, um solche heute nicht mehr üblichen Vorgänge auszudrücken. Für heutiges Verständnis ist das sehr kompliziert und kaum noch nachzuvollziehen.
Welche Bedeutung hat andererseits jedoch das Versöhnungsfest (Kapitel 16) entfaltet! Die alljährliche Entsühnung des ganzen Volkes ist als ewiges Gesetz noch heute ein wesentlicher Teil im Festkalender der jüdischen Frömmigkeit und gilt als der höchste Feiertag überhaupt. Am Jom Kippur (Jom ha-Kippurim = Tag der Sühnungen/ in diesem Jahr 2017 am 30. September) geht es darum, dass Gott sich versöhnt mit jedem Einzelnen, seinem ganzen Volk und dessen Gemeinde im Gottesdienst und mit der gesamten Menschheit in der von ihm geschaffenen Schöpfung.