Jesu Wirken weitet sich über das heimische und vertraute Galiläa aus, er verlässt also das Gebiet rund um den See Genezareth. Er besucht Phönizien (das ist der Küstenstrich etwa von Akko nach Norden über Tyrus und Sidon bis fast zum heutigen Beirut), und er geht sogar bis nach Syrien. Von Kapernaum über den Golan nach Damaskus sind es keine hundert Kilometer, die auch schon damals über gut ausgebaute Handelswege führten. Damals wie heute ist das ganze Gebiet zu Füßen des gewaltigen Hermonberges mit seinen 2814 Metern sowohl von der Landschaft als auch von der Kultur eine Einheit, wenn da nicht die modernen Grenzen wären. Um den Nordbereich des Genezareth schmiegt sich auch das Gebiet der Zehn Städte (Dekapolis), das ist ein Städtebund, der – bei uns nicht ganz so bekannt wie die Hanse – nicht nur wirtschaftliche Interessen dieser lange Zeit blühenden Kommunen bündelte. Städte wie Kapernaum, Betsaida, Gamla (im Golan) und Hippos (Susita, über En Gev) gehören dazu und repräsentieren so etwas wie die Heimat Jesu, jedenfalls seinen engeren Wirkungsbereich, und werden auch oft im Neuen Testament erwähnt.
Theologisch wichtig ist, dass hier erkennbar wird, wie Jesus Grenzen überschreitet und sich zwar vor allem als jemand versteht, der zwar zu den Kindern Israel gesandt ist, aber eben nicht nur. Wobei der Vergleich von Kindern und Hunden auch heute noch arg klingt. Die Frau, der er begegnet, ist gebürtige Griechin und steht für die Kultur, die nicht erst seit Alexander dem Großen gemeinsames Band im Nahen Osten war. Deren Tochter wird von einem bösen (unreinen) Geist, einem Dämon geplagt. Ob das nach heutigem Verständnis eine psychiatrische Erkrankung war oder eine religiöse Verblendung, ist nicht mehr zu erschließen. Insofern handelt es sich hier aber auch nicht so ohne Weiteres um eine Heilung im medizinischen Sinn! Wichtig bleibt: Jesu Wort wirkt!
Einen Moment sollte man hier innehalten und einmal zu Paulus vorausdenken, der – nach den damaligen Maßstäben – weltumspannend gedacht und gehandelt hat. Und es ist auch atemberaubend zu sehen, wie sich die Botschaft Jesu innerhalb kurzer Zeit ausgebreitet hat. Die Heilung der Syrophönizierin mag um das Jahr 30 geschehen sein. Der Brief an die Gemeinde in der Weltstadt Rom wurde von Paulus 55/56 geschrieben! Was hat sich in einer einzigen Generation geändert!
Die Pharisäer fordern ein Wunderzeichen, einen regelrechten Beweis also. Den lehnt Jesus ab. Es gibt durch ihn genug „Signale Gottes“. Lernt zu sehen und lernt zu hören! scheint er immer wieder zu sagen. Das wollen auch die Heilungen des Blinden und Taubstummen ausdrücken.
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