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Die Bibel lesen

Woche vom 1. bis 7. Mai Sonntag: Psalm 93 Montag: 1. Korinther 5,9-13 Dienstag: 1. Korinther 6,1-11 Mittwoch: 1. Korinther 6,12-20 Donnerstag (Christi Himmelfahrt): Philipper 2,5-11 Freitag: 1. Korinther 7,1-16 Samstag: 1. Korinther 7,17-24

Um das Thema Unzucht ging es schon im verloren gegangenen „Vor“- oder „Fragebrief“ an die Korinther. Ein Gemeindeglied „hatte die Frau seines Vaters“(5,1), was möglicherweise jedoch nicht so zu verstehen ist, dass er zu Lebzeiten seines Vaters ein Verhältnis mit seiner Stiefmutter hatte, sondern nach dessen Tod eine im Judentum mit der Todesstrafe bedrohte Ehe mit ihr einging. Wie auch immer: Eine solche Verbindung sprengte das gemeindliche Zusammenleben. Paulus hält den Ausschluss aus der Gemeinde für die einzige Möglichkeit, die öffentliche Glaubwürdigkeit wieder herzustellen. Eine Gemeinde soll nicht so sehr über die Zustände draußen lamentieren (5,10), sondern zuerst selbst integer, ja vorbildlich leben.
Es ist ferner peinlich, wenn sich Gemeindeglieder gegenseitig vor den Kadi zerren. Paulus drängt darauf, Streit intern zu schlichten: „Ist denn gar kein Vernünftiger unter euch?“ fragt er ärgerlich, einer der sachkundig und unparteiisch vermitteln, moderieren kann, wenn zwei sich nicht einigen können. Wer wegen Kleinigkeiten und nur aus Rechthaberei vor Gericht zieht, schadet dem Ruf der ganzen Gemeinde. Fazit ist: Das Verhalten der Christen, ihre ganze Lebensweise hat jedenfalls eine größere Außenwirkung als ihr korrektes Christus-Bekenntnis.
Paulus bekräftigt anschließend die Freiheit eines Christenmenschen: „Alles ist mir erlaubt!“, stellt er (6,12) eindeutig fest. Aber diese Freiheit ist nicht zu verwechseln mit einem ungezügelten „Jeder kann machen, was er will!“, sondern sie ist als „Freiheit der Verantwortung“ gebunden durch die Liebe zum Nächsten und gehalten durch das Vertrauen auf Christus. In den Abschnitten wird auch deutlich, welches Problem die Prostitution in Korinth war. Paulus schließt sie für Christen kategorisch aus. Aber er schreibt hier – anders als bei dem Unzüchtigen aus dem vorigen Kapitel – auf eine auffällig seelsorgerliche Weise, er appelliert, und es ist sicher gut, wenn man zu diesem Abschnitt auch das berühmte Kapitel 13 über die Liebe heranzieht.
Wie überhaupt deutlich wird, dass sich Paulus hier nicht auf Einzelfallentscheidungen einlässt. Die können an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten durchaus verschieden ausfallen. Dem Apostel geht es um die Grundeinstellung. Da trifft es sich gut, dass genau an dieser Stelle aus Anlass des Himmelfahrtstages der Christus-Hymnus aus Philipper 2,5-11 gelesen wird: „Seid so unter euch gesinnt, wie es der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht!“