Sonntag: Psalm 98
Montag: Jona 1, 1-16
Dienstag: Jona 2, 1-11
Mittwoch: Jona 3, 1-10
Donnerstag: Jona 4, 1-11
Freitag: Galater 1, 1-9
Samstag: Galater 1, 10-24
Das Jona-Buch ist ein Paradebeispiel dafür,
das sich der Reichtum an biblischer
Verkündigung erst dann in seiner Vielfalt
und Tiefe erschließt, wenn man sieht, dass
hier märchenhafte Motive und Stilmittel
verwendet wurden. Kinder verstehen das
sofort, und so ist es nicht erstaunlich, dass
die Geschichte von dem widerspenstigen
Propheten und der großen Stadt Ninive
überall dort beliebt ist, wo Kinder sind.
„Der ganze Fisch war voll Gesang“ lautet
zum Beispiel der Titel des Buches von
Klaus-Peter Hertzsch, der zu Zeiten der
DDR seinen fünf Patenkindern etwas Hübsches
zu Weihnachten schenken wollte,
aber dann erlebte, wie begeistert auch andere
große und kleine Hörer waren und
immer wieder die „Geschichte mit dem
Fisch“ drankommen sollte.
Und das ist bis heute so. Wie in jener
fernen Vergangenheit, als fromme Mütter
und Väter und selbstverständlich auch
Omas oder Opas am Lagerfeuer in der
Wüste oder im kühlen Abendwind eines
Stadttores zusammensaßen und dann
mitten im heiteren, aufgelockerten Erzählen,
plötzlich mancher – jung oder alt –
sich angerührt und angerufen fühlt und
erkennt: Diese Geschichte zieht dich mit,
um dein Leben geht es auch, und Gott ruft
dich zu deiner Aufgabe zurück
Das Jonabuch gehört zeitlich in die
Epoche nach dem babylonischen Exil, es
ist nicht von einem bekannten Propheten
verfasst und enthält auch keine Sammlung
prophetischer Worte. Eine Gottes-
Botschaft im engeren Sinn wird nur in Vers
(3,4b) zitiert: „Es sind noch vierzig Tage, so
wird Ninive untergehen!“ Vielmehr wird
die Geschichte eines Mannes erzählt, der
Gottes Ruf nicht folgen wollte und ungehorsam
war, weil der ja doch am Ende zu
nachgiebig und nachsichtig sein würde.
„Von einem, der auszog, Gott zu entfliehen!“,
hätten die Brüder Grimm vielleicht
formuliert. Gottes Ziel wird auch in dieser
Geschichte erreicht, aber wie es dahin
kommt, ist ungeheuer spannend.
Als der Prophet mit dem Schiff ans Ende
der Welt (Tarsis = Gibraltar) fliehen will,
lässt Gott ihn durch einen Fisch zurückholen.
Der ist hier der gute Retter und
nicht das böse Ungeheuer der Tiefe wie
sonst oft in der Antike. Auffällig ist auch,
dass sich Gottes Sorge auf eine heidnische
Stadt richtet. Am Schluss lässt Gott
für den hadernden Jona einen Rizinus als
Schattenspender wachsen. Als der dann
aber verdorrt und Jona darüber beleidigt
zetert, belehrt ihn Gott: Wenn dich schon
der Rizinus jammert, wie viel mehr sollte
ich Mitleid haben mit dieser großen Stadt!
(4,9-11)
Hier bricht die Erzählung ab. Von jenem
Gottesmann wird nichts weiter berichtet.
Von dieser Stelle an muss der Zuhörer für
sich selbst den Gedanken aufnehmen und
den Erzählfaden weiterspinnen. Damals
wie heute. Für die Urgemeinde wurde die
„Nacht im Bauch des Fisches“ auch zu einem
Sinnbild für Tod und Auferstehung
Jesu.