Sonntag: Psalm 84
Montag: Johannes 15, 1-8
Dienstag: Johannes 15, 9-17
Mittwoch: Johannes 15, 18-25
Donnerstag: Johannes 15, 26–16, 4
Freitag: Johannes 16, 5-15
Samstag: Johannes 16, 16-23a
In der Bibellese dieser Woche werden die Schülerinnen und Schüler Jesu auf eine heikle Existenz in einem ablehnenden Umfeld vorbereitet. Kosmos, Welt, nennt der Evangelist die feindlich gesinnte Lebenswelt, in der sie standhalten müssen. Johannes 15,18–16,4, der Abschnitt, der sich mit dieser feindlich gesinnten Welt auseinandersetzt, ist aus heutiger Sicht hochproblematisch. Als Jude hadert der Evangelist allererst mit seinen mitjüdischen Gegnern. Seine situationsgebundenen Vorwürfe haben aber zur jahrhundertelangen kirchlichen Judenfeindschaft beigetragen. So erwies sich die Kirche selbst als „Kosmos“, als ein Ort des Hasses.
Die Bibellese beginnt mit dem alttestamentlich vorgeprägten Bild des Weinstocks, der Reben und des Winzers. Es geht darum, dass die Beziehung zwischen dem Gott Israels als Winzer, dem Messias Jesus als Weinstock und die Schülerversammlung als Reben viel Frucht bringt. Christus erkennt sich in der Liebe des Vaters, die Schülergemeinschaft kommt zu sich selbst in der Liebe Christi. „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt“ (Johannes 15,16). Wer so geliebt wird, übernimmt Verantwortung für den Andern und für die Andere. So werden, zugespitzt im Liebesgebot, die Gebote der Thora gehalten. Mit der augenfälligen Wiederholung des Verbs Bleiben werden die Schüler und Schülerinnen auf diese Liebe behaftet.
Ab 16,5 treiben die Verben Gehen und Kommen die Rede Jesu voran. Er geht in den Tod, wo die Schülergemeinschaft ihn nicht mehr sehen kann. „Ihr werdet weinen und wehklagen“: Der Evangelist beschreibt ihre Trauer als eine Totenklage in Israel (vergleiche Jeremia 22,10). Der Geist der Wahrheit aber, den der Evangelist als Paraklet, als Beistand, bezeichnet, wird kommen und ihnen die Augen dafür öffnen, dass Jesu Weg in den ungerechten Tod sich kraft des göttlichen Schöpferwortes als Gang des gerechten Sohnes zum Vater herausstellt (Johannes 16,10). So von Gott angenommen, erhält Jesus seine eigentliche „Gewichtigkeit“, das heißt seine österliche Herrlichkeit. In der Auferweckung Jesu aus dem Tod leuchtet Gottes Glaubwürdigkeit auf. Der Paraklet wird den Jüngerinnen und Jüngern helfen, das zu sehen und sich darauf zu verlassen. Das verwandelt ihre Klage in Freude. Die wiederholte Wendung „noch eine kleine Weile“ im letzten Abschnitt bezieht sich auf die österlichen Begegnungen der Schülerinnen und Schüler mit dem Auferstandenen, lässt aber darüber hinaus auch auf das Ende aller Totenklage hoffen, denn „der Fürst dieser Welt ist gerichtet“ (Johannes 16,11), das heißt: Der Hass hat nicht mehr das letzte Wort.
• Dr. Jisk Steetskamp, Pfarrer i. R., ist beteiligt an der Forschung am Fachbereich Neues Testament der Universität Frankfurt am Main.