Sonntag: Lukas 1, 68-79
Montag: Sacharja 8, 20-23
Dienstag: Sacharja 9, 9-12
Mittwoch: Sacharja 10, 1-12
Donnerstag: Sacharja 11, 4-17
Freitag: Sacharja 12, 9 – 13, 1
Samstag: Sacharja 14, 1-11
Ab Kapitel 9 findet sich im Sacharja-Buch ein ganz anderer Stil als in den ersten acht Kapiteln: Dieser Teil ist später entstanden als der erste – die Forschung datiert ihn am ehesten ins 4. Jahrhundert vor Christus. Eine Persönlichkeit wie der Prophet Sacharja, auf den der erste Teil zurückgeführt wird, ist im zweiten Abschnitt nicht zu erkennen; er stellt eher eine Sammlung verschiedener Einzelstücke dar.
Inhaltlich knüpfen diese Teile an die Heilsbotschaft Sacharjas für den Zion an, zudem nehmen sie die Gerichtsansagen an die Völker auf. Kap. 9 beginnt mit einer Unheilsansage gegen Jerusalems Feinde und spielt möglicherweise auf die Eroberungen Alexanders des Großen an, in V. 13 ist jedenfalls Griechenland erwähnt. Die Umstürzungen des Alexanderzuges ließen die Verfasser wohl auf den nahen Anbruch der Endzeit schließen. Kritisiert werden aber auch immer wieder die Hirten, also die Führer des Volkes Israel, die ihre Herde verwahrlosen lassen: Statt das Verlaufene zu suchen und das Zerbrochene zu heilen, kümmern sie sich nur um ihren eigenen Vorteil (11,16).
In Kapitel 12 zeigt sich dann aber eine Veränderung der Endzeiterwartung gegenüber früheren Büchern: Zion/ Jerusalem muss durch die Feinde erobert werden, dann erst wird JHWH sie dort endgültig schlagen. Vor der Heilszeit steht also die Notwendigkeit des Leidens. Viele der Drohungen und Ankündigungen weisen eine große Nähe zur neutestamentlichen Offenbarung des Johannes auf. So wird zum Beispiel sehr konkret vorhergesagt, dass nur ein Teil der jüdischen Bevölkerung – um genau zu sein, ein Drittel – die Leidenszeit überstehen wird (13,8). Die Beschreibung der bevorstehenden Heilszeit in Kapitel 14 ähnelt sehr der Beschreibung des neuen Himmels und der neuen Erde in Offenbarung 21. Solche konkreten Zahlen und Beschreibungen sind typisch für apokalyptische Literatur, die mit dem baldigen Ende der bestehenden Zustände rechnet und ihre Hoffnung auf eine kommende Welt setzt. Der zweite Teil des Sacharja-Buches wird denn auch der frühen Apokalyptik zugeordnet.
Auffällig ist, dass viele Texte dieser späten Teile des Sacharjabuches von den jesusgläubigen Gemeinden dazu benutzt wurden, das Heilsgeschehen, das sie in Jesus Christus erfüllt sahen, zu deuten. Vermutlich fühlten sie sich in einer ähnlich gefährdeten, endzeitlichen Situation. So wird der Einzug in Jerusalem auf einem Esel mit der bekannten Stelle in 9,9 zusammengebracht. Die Klage über den Durchbohrten in 12,10 wird in Johannes 19,37 wieder aufgenommen; 11,13 ist der Hintergrund für den Lohn des Judas, 30 Silberstücke. Und 11,16 schließlich liest sich wie eine Satire auf die Geschichte vom verlorenen Schaf in Lukas 15.