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Die Bibel lesen

Woche vom 4. bis 10. Oktober

Sonntag:    Psalm 65
Montag:     Jeremia 1, 1-19
Dienstag:     Jeremia 2, 1-13
Mittwoch:     Jeremia 3, 21–4, 4
Donnerstag:     Jeremia 6, 9-21
Freitag:     Jeremia 7, 1-15
Samstag:     Jeremia 7, 16-28

In kaum einem anderen prophetischen Buch kommen Gefühle so stark zum Ausdruck wie bei Jeremia. Es konfrontiert seine Leserinnen und Leser mit dem Leiden des Propheten an seinem Auftrag, aber auch mit dem Schmerz Gottes über sein abtrünniges Volk. Gott nimmt einen Menschen in seinen Dienst, der sich der Aufgabe nicht gewachsen fühlt (1,6). Schon hier wird deutlich, dass alles, was geschieht, nicht von dem abhängig ist, was Menschen vermögen, sondern von dem, was Gott ermöglicht.

Das Jeremiabuch zeigt eine Vielfalt von unterschiedlichen Textformen. Neben der prophetischen Verkündigung enthält es Berichte über das, was mit dem Propheten geschieht, und auch erschütternde Klagen Jeremias, die „Konfessionen“, in denen er mit Gott und seinem Auftrag ringt. Ein Brief Jeremias und eine Schriftrolle, die der Schreiber Baruch verfasst, tauchen auf, am Ende des Buches werden auch die benachbarten Völker in die Ankündigungen einbezogen.

Insgesamt handelt es sich nicht um ein fortlaufend chronologisch konzipiertes Buch, sondern um eine Sammlung von Texten, die um einen Kern herum gewachsen ist. In der Zeit des babylonischen Exils hat das Buch eine Bearbeitung erfahren. Die Verkündigung des Jeremia wurde aus der Sicht der Menschen, die das Angekündigte dann tatsächlich erleben mussten, erschreckend aktuell. Sie wurde mit der Fragestellung verbunden, wie der Untergang Jerusalems theologisch zu verstehen und was daraus für die Zukunft des Volkes Gottes zu erkennen ist.

Geschichtlich bezieht sich die Verkündigung des Jeremia zunächst auf die Zeit der Assyrerherrschaft (ca. 627-609 vor Christus). Als Sohn aus einer Priesterfamilie in Anatot wird er im 13. Jahr Joschijas, des Königs von Juda, berufen, um den „Feind aus dem Norden“ anzukündigen, die Bedrohung durch die assyrische Weltmacht. Zu dieser Zeit ist das Nordreich Israel schon untergegangen; es hat seine Strafe empfangen, Jeremia kündigt ihm das Erbarmen Gottes an. Stichworte, die seine Botschaft durchziehen, sind „ausreißen“, „zerstören“ und „wieder pflanzen“, „aufbauen“. Er erlebt mit, wie das assyrische Reich zerfällt und die Allianz zwischen Babyloniern und Medern die Macht übernimmt (609-ca. 582).

In diesem Zeitraum kommt es zur Eroberung Jerusalems und zur Deportation eines Teils der Bevölkerung (597 und 587), schließlich zur endgültigen Zerstörung auch des Tempels. Jeremia hat Zeit seines Wirkens damit zu kämpfen, dass man Gottes Worte nicht hören will, dass das, was er ankündigt, nicht sofort eintritt, und dass sich die Ablehnung seiner Botschaft gegen den Boten selbst richtet. Er ist schmerzlich Teil der Botschaft, die er verkündigt.