Sonntag: Psalm 23
Montag: Römer 16,1-16
Dienstag: Römer 16,17-27
Mittwoch: 2.Samuel 2,1-11
Donnerstag: 2.Samuel 5,1-16
Freitag: 2.Samuel 5,17-25
Samstag: 2.Samuel 6,1-23
Eine wichtige Tat Davids war die Eroberung Jerusalems. Mit Hebron, Bethlehem und Jericho zählt sie zu den ältesten Stadtsiedlungen der Welt. Vor allem aber zählte die Stadt bisher nicht zu den Gebieten der zwölf israelitischen Stämme, war damit also unbelastet von Vorrechten irgendeiner Gruppe. Für die israelischen Stämme war diese Stadt damit „innenpolitisch neutral“, wie man heute sagen würde. Das machte diese Stadt hervorragend geeignet, in dem erstarkenden Königreich und nach der Zwischenlösung in Hebron zur Hauptstadt zu werden. Im Laufe der Geschichte stellte es sich auch als günstig heraus, dass Jerusalem ein wenig abseits von den großen Heer- und Handelsstraßen lag, die das Land vor allem in Nord-Süd-Richtung durchzogen. Die judäische Wüste schützte sie nach Osten, ihre Berglage auf rund 900 Metern Höhe erwies sich ebenfalls als ein gewisser Schutz.
Aber Jerusalem ist im Laufe der Jahrhunderte noch weit mehr geworden als die Metropole eines Staates. Sie wurde Symbol für die Stadt Gottes, die heilige Stadt schlechthin, und diese Rolle wuchs noch weiter: Jerusalem ist die Stadt von Kreuz und Auferstehung Jesu, und sie wurde zum Zeichen der Hoffnung am Ende der Tage: Wie eine geschmückte Braut wird sie vom Himmel herabfahren als Wohnung Gottes bei den Menschen, so heißt es in der Offenbarung (21). Es kam später hinzu, dass auch der Islam Jerusalem als el Kuds, die Heilige, verehrte, weil der Prophet Mohammed von der Stelle aus, wo heute der Felsendom steht, auf seinem geflügelten Pferd Buraq den Himmel erreichte.
Mit der Einholung der Bundeslade wird von David der erste Schritt auf diesem langen Wege vollzogen. Ihm ist bewusst, dass er hiermit ein Zeichen setzt. Und er entschuldigt sich geradezu, dass er als König nun in einem vornehmen Palast wohne, während die Lade Gottes noch unter Zeltdecken verblieb. Aber es wird im Text sogleich deutlich, dass das unstete Zelt dem Wesen Gottes und dem wandernden Gottesvolk mehr entsprach als ein fester Bau aus Steinen, der ja auch von den Menschen als „Gefängnis Gottes“ missverstanden werden konnte, in dem sie des Allmächtigen habhaft werden konnten.
Gott bleibt der ganz andere, der für Menschen letztlich unzugänglich ist und unbeirrbar bleibt. Auf diesem Hintergrund scheut sich die Bibel auch nicht, Davids glanzvolle Persönlichkeit in ihrer ganzen Zwiespältigkeit zu zeigen: Die Geschichten mit Bathseba und Absalom führen in beklemmende Tiefen menschlicher Schuld.