Sonntag: Psalm 26
Montag: Philipper 3, 12-16
Dienstag: Philipper 3, 17-21
Mittwoch: Philipper 4, 1-9
Donnerstag: Philipper 4, 10-23
Freitag: Apostelgeschichte 17, 1-15
Samstag: Apostelgeschichte 17, 16-34
Gerade beim „Freundesbrief an die Philipper“ kann man sich bewusst machen, von welchem Ansatz aus man selbst die Bibel liest. Einerseits ist es wichtig zu wissen, vor welchem historischen Hintergrund die Sätze geschrieben wurden. Aber dann gibt es noch eine andere Art der Auslegung beziehungsweise Lektüre, die mit der ersten zwar zusammengehört, aber doch auch weiterführt.
Schon die alten Griechen und die junge Kirche haben sich Gedanken darüber gemacht, wie man Texte der Vergangenheit „zum Leben erwecken“ kann. Und das erstaunliche Ergebnis dieser Überlegungen lautet: Einen Text auslegen bedeutet, das eigene Leben zu verstehen! Es geht beim Lesen also nicht nur darum, genau zu erforschen, was der Autor, in diesem Fall also Paulus, sich damals für andere gedacht hat und ob die Empfänger das verstanden haben. Vielmehr steht der Text jetzt „mir“ mit meinen Erfahrungen und Vorstellungen in meiner Zeit gegenüber. Und es geschieht, dass „ich“ das eigene Leben im Lichte dieses Wortes neu verstehen kann. Es ist richtig: Jeder biblische Text hat ein ganz bestimmtes Verständnis aus seiner Zeit – von Gott, vom Menschen und von der Welt. Und es stimmt auch, dass man heute diese Worte nur mit der eigenen Erfahrung lesen kann, die aus dem Wissen und Können und Angst und Hoffnung der Gegenwart gebündelt ist. Aber es geschieht dann, dass es bei der Auslegung gewissermaßen zu einer Horizontverschmelzung kommt, die „mich“ mit einbezieht in das lebendige Wort Gottes über die Zeiten hinweg.
Gerade im Philipperbrief, der ja zu den frühen und relativ kurzen Schriften des Neuen Testamentes gehört, gibt es Abschnitte, die man auch heute täglich, eine Woche oder noch länger lesen kann. Das Christuslied in Kapitel 2 ist ein solcher Text, oder jetzt 3,12: Ich strecke mich nach dem, was vorne ist. Oder 4,13: Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus. Aber auch der Friedensaruß (4,7)! Der beschließt noch immer viele Predigten. Der Friede Gottes überragt alles menschliche Denken, also das Vermögen des Unterscheidens, den Verstand, der besonders bei Sorgen (4,6) in Aktion tritt. Dieser Friede wird die „Herzen“ beschützen, das Herz galt schon damals als die Mitte menschlichen Lebens, übrigens des Denkens und des Fühlens! Die Sinne insgesamt sind hier eigentlich die Gedanken, aber nicht als einzelne, sondern als Summe, im Grunde als die gesamte Gedankenwelt des Menschen.