Sonntag: Psalm 22, 23-32
Montag: Lukas 22, 63-71
Dienstag: Lukas 23, 1-12
Mittwoch: 23, 13-25
Gründonnerstag: Lukas 23, 26-31
Karfreitag: Lukas 23, 32-49
Samstag: Lukas 23, 50-56
Nach vielen anderen – so schrieb Lukas am Anfang des Evangeliums – „habe auch ich‘s für gut gehalten, nachdem ich alles von Anfang an sorgfältig erkundet habe, es für dich, hochgeehrter Theophilus, in guter Ordnung aufzuschreiben, damit du den sicheren Grund der Lehre erfahrest, in der du unterrichtet bist.“ (1,1-4). Das klingt fast wie ruhige Schreibtischarbeit. Aber das, was die Abschnitte dieser Woche berichten, lässt jeden Menschen erbeben, der dabei war, aber auch den, der in der Nachfolge dieses Geschehens Gottes Botschaft verstanden hat und weitergeben will, wie Lukas.
Bei dem Prozess in einer Religionsangelegenheit wird üblicherweise zunächst der jüdische Hohe Rat eingeschaltet. Und Jesus verstellt sich nicht. Klare Frage, klare Antwort: Ihr sagt es, ich bin Gottes Sohn! Der Menschensohn (Vers 69) ist der Sohn Gottes! Der Messias! Eine weitere „Beweisaufnahme“ scheint danach nicht mehr nötig. Die „Fakten“ liegen offen zu Tage. Aber die vollziehende juristische und den tatsächlichen Machtverhältnissen entsprechende Zuständigkeit für diesen Prozess liegt dann doch bei der Besatzungsmacht. Es gilt deren Rechtsordnung.
Pilatus will im Grunde den gefangenen Jesus losgeben, und doch knickt er schließlich ein, weil er diesem Religionsstreit nicht zu folgen vermag und vor allem politisch Ruhe wünscht. Er hat die Wahrheit geahnt, aber er entscheidet opportunistisch. Es wurde und wird noch immer ein unseliger Streit geführt, ob denn nun die Juden oder vielleicht doch die Römer für den Tod Jesu verantwortlich waren. Aber Jesus ist zu allen Menschen gekommen, und sein Tod hat die Ursache in der Schuld aller Menschen: Ihre Unmenschlichkeit überall und immer wieder sind der Grund dafür, dass Jesus gekreuzigt wurde (und vielleicht auch heute durch jedes Unrecht in dieser Welt erneut gekreuzigt wird).
So ist es auch ein römischer Hauptmann, der feststellt: Dieser Verurteilte ist ein gerechter gewesen. „Fromm“, wie Luther übersetzt, umschließt im heutigen Sprachgefühl nicht die sehr viel weiter reichende Bedeutung dieses Wortes von „gerecht“. Der Hauptmann meint ja nicht nur: Dieser Mann ist ein „unschuldiger Heiliger“ gewesen, sondern: Dieser Gekreuzigte ist ein Mann der Gerechtigkeit gewesen!
Die beiden Kreuzesworte, die Lukas überliefert, prägen sich tief ein: Ein Verbrecher erlebt die Wende seines Lebens in letzter Sekunde. Und Jesus selbst betet gewissermaßen im Einklang mit denen, die gleichzeitig das Passafest begehen, wie seit Generationen den Psalm (31) der Haggada: Vater, ich befehle mein Leben, meinen Geist in deine Hände.