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Diakonie mahnt Arbeitsmarktreformen an

Düsseldorf/Münster – Die Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe (RWL) fordert angesichts der Zunahme von Langzeitarbeitslosigkeit mehr öffentlich geförderte Beschäftigung. „Während die Zahl der Menschen, die dauerhaft Hartz IV beziehen, kontinuierlich steigt, werden staatliche Förderprogramme massiv zurückgefahren“, kritisierte Vorstand Christian Heine-Göttelmann in Münster. Laut aktuellem Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW hätten im Juni 2015 nur noch knapp 25 000 Menschen in NRW an einer Maßnahme der öffentlich geförderten Beschäftigung in NRW teilgenommen. Das seien fast 40 Prozent weniger als vier Jahre zuvor.
Zugleich habe sich der Anteil der Langzeitleistungsbezieher in den vergangenen zwei Jahren von rund 770 500 auf rund 777 000 erhöht, erklärte Heine-Göttelmann weiter. Von den verschiedenen Programmen öffentlich geförderter Beschäftigung seien laut Arbeitslosenreport mit 86 Prozent fast nur noch Ein-Euro-Jobs geblieben. Höherwertige Angebote in einer sozialversicherungspflichtigen Alternative gebe es so gut wie gar nicht mehr. Dabei hätten gerade diese Programme die Menschen zu starkem Engagement motiviert, ihnen Selbstbewusstsein und Würde zurückgegeben, unterstrich der Diakonie-Vorstand.
Die Diakonie RWL mache sich deshalb für einen Sozialen Arbeitsmarkt stark, der mit Hilfe des sogenannten Passiv-Aktiv-Transfers finanziert werden könnte, hieß es weiter. Dabei würden die passiven Mittel wie Hartz-IV-Leistungen und die Kosten für Unterkunft und Heizung in aktive Mittel der Arbeitsförderung umgewandelt und damit sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze für Langzeitarbeitslose geschaffen. Das sei sowohl volkswirtschaftlich wie sozial sinnvoll, unterstrich der Geschäftsbereichsleiter Soziales und Integration, Nikolaus Immer. Zudem würden so soziale Folgekosten minimiert, die nach langandauernder Arbeitslosigkeit etwa durch gesundheitliche Belastungen auftreten würden.
Erfolgreiche Projekte öffentlich geförderter Beschäftigung in diakonischen Einrichtungen gebe es beispielsweise bei der Neuen Arbeit der Diakonie Essen sowie bei zahlreichen Integrationsbetriebe diakonischer Träger, etwa für die „Fairhaus-Läden“ der Diakonie Düsseldorf.epd