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Diakonie fordert mehr Geld für Kinder

Kirchliche Experten mahnen höhere existenzsichernde Leistungen und bessere Teilhabemöglichkeiten für betroffene Familien an

MÜNSTER/DÜSSELDORF – Die Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe fordert zur Verhinderung von Kinderarmut eine Reform der Leistungen für Kinder. „Wir brauchen ein anderes System der Existenzsicherung für Kinder“, sagte der Fachreferent der Diakonie RWL, Remi Stork, in Münster. Nötig sei eine existenzsichernde Leistung von bis zu 300 Euro monatlich pro Kind, sagte Stork. Zusätzlich müssten die Kita und die Angebote der Ganztagsschule kostenfrei sein. Auf diese Vorschläge hätten sich Kirchen, Diakonie und mehrer Sozialverbände geeinigt.
Ein hohes Armutsrisiko hätten neben Kindern von Alleinerziehenden auch Kinder in kinderreichen Familien und Migrantenfamilien, sagte Stork weiter. Dass zurzeit Alleinerziehende im Fokus stünden, sei gut. Nötig sei zugleich ein Konzept gegen Kinderarmut insgesamt, unterstrich Stork. Bestehende Leistungen im Bildungs- und Teilhabepaket sollten zudem entbürokratisiert werden.
Dass Alleinerziehende oft unterhalb der Armutsgrenze lebten, registriere auch die Diakonie, führte Stork aus. In diakonischen Angeboten wie Schuldnerberatung, Schwangerenberatung oder bei Erziehungshilfen seien alleinerziehende Elternteile überdurchschnittlich vertreten.
Maria Loheide von der Diakonie Deutschland verwies darauf, dass Millionen Alleinerziehende von Hartz IV lebten. Für die Kinder bedeute das vor allem materieller Verzicht. „Kino, Zoo, Urlaub können sich Alleinerziehende mit geringem Einkommen oder Hartz-IV-Empfänger kaum leisten“, erläuterte die Sozialexpertin.
Alleinerziehende, in der Mehrheit Mütter, müssten Job, Haushalt und Versorgung des Kindes unter einen Hut bringen. „Umso wichtiger sind bedarfsgerechte soziale Leistungen oder Beratungsangebote für Alleinerziehende, um ihnen aus der finanziellen Notlage herauszuhelfen und den Alltag zu bewältigen.“
 Viele Kinder seien auch deshalb arm, weil der unterhaltspflichtige Elternteil den Kindesunterhalt nicht zahle, führte Loheide aus. Der staatliche Unterhaltsvorschuss könne dieses Manko in der Regel nicht ausgleichen. Auch würden einzelne familienpolitische Leistungen wie das Kindergeld gegeneinander aufgerechnet, so dass Leistungen bei vielen Alleinerziehenden und ihren Kindern gar nicht erst ankämen.
Nach einer Studie der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh haben alleinerziehende Elternteile ein vielfach höheres Armutsrisiko als zusammenlebende Eltern. Fast eine Million Kinder wachsen in Deutschland laut der Studie in einer Ein-Eltern-Familie auf, die Hartz IV bezieht. Ursachen dafür, dass Alleinerziehende und ihre Kinder oft unterhalb der Armutsgrenze leben, sind laut Studie nicht gezahlter Unterhalt und Arbeit in Teilzeitjobs. Die Hälfte der Alleinerziehenden erhält keinen Unterhalt vom Ex-Partner für ihre Kinder. epd