Artikel teilen:

Diakonie Baden plädiert für Basiskonto statt Bezahlkarte

Experten in der Flüchtlingsarbeit sehen die geplante Einführung einer Bezahlkarte für Asylbewerber mit Skepsis. „Um die Kommunen bei der Flüchtlingsaufnahme zu entlasten, wäre es ratsamer, auf die verstärkte Nutzung des Basiskontos zu setzen, statt eine teure Sonderlösung einer Bezahlkarte einzuführen“, sagte der Migrationsexperte der Diakonie Baden, Jürgen Blechinger, am Dienstag in Karlsruhe.

Ein Verbot von Bargeldabhebungen oder Überweisungen sorge im Alltag der Geflüchteten für Probleme. Betroffene müssten mit den sowieso schon geringen finanziellen Mitteln haushalten und auf Angebote von Second-Hand-Ware, Tafelläden, Flohmärkten und anderen günstigen Einkaufsmöglichkeiten zurückgreifen, erläuterte Blechinger. Auch Kinder bräuchten etwa für Schulausflüge Kleinstbeträge in bar.

Eine Einschränkung der Barabhebung verhindere somit Teilhabe und befördert Ausgrenzung und Stigmatisierung, sagte der Experte. Für schnelle Integration von Asylsuchenden müsse stattdessen stärker in Deutschsprachkurse, Praktika und Ausbildung investiert werden.

Erste Erfahrungen mit einer Bezahlkarte hat der Ortenaukreis seit Januar mit einem Pilotprojekt gemacht. Anders als die vom Bund geplante Karte, funktioniere sie jedoch wie eine ganz normale Geldkarte, sagte die Kirchenbezirksbeauftragte Flucht und Migration, Gabriella Balassa dem Evangelischen Pressedienst (epd). Damit seien auch Bargeldabhebungen an Automaten möglich, „und das ohne Begrenzung“. (0494/05.03.2024)