Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung feiert an diesem Freitag mit einem Festakt ihr 75-jähriges Bestehen. Mitglieder der Akademie und des Frankfurter Ensembles Modern gestalten am Abend in der Darmstädter Orangerie eine musikalisch-literarische Revue, wie die Akademie in Darmstadt mitteilte. „Wir präsentieren uns selbstkritisch, aber auch im Bewusstsein einer reichen und anregenden Geschichte und Gegenwart“, kündigte der Präsident der Akademie, der Schriftsteller Ingo Schulze, an.
Bei der Revue durch die Geschichte der Akademie gehe es etwa um die Konflikte in der Gründungszeit, um die Spuren der bewegten 60er Jahre oder um die Neufindung der Akademie in Europa nach 1989 und im wiedervereinigten Deutschland. Am Programm wirkten unter anderen die Schriftstellerinnen Ursula Krechel, Daniela Strigl und Felicitas Hoppe sowie die Literaturwissenschaftler Klaus Reichert und Lothar Müller mit. Der Festakt ist in die Herbsttagung der Akademie vom 31. Oktober bis 2. November eingebettet.
Anlässlich des Jubiläums organisiert die Akademie nach eigenen Angaben auch einen Lesetag an sieben Darmstädter Schulen, unter anderen mit den Schriftstellern Ingo Schulze, Kathrin Röggla und Frank Witzel. Am 2. November verleiht die Akademie ihre jährlichen Literaturpreise. Den renommierten Georg-Büchner-Preis erhält der aus Südtirol stammende Autor Oswald Egger. Der Johann-Heinrich-Merck-Preis wird an die Essayistin Marie Luise Knott und der Sigmund-Freud-Preis an den Ethnologen Karl-Heinz Kohl vergeben.
Am 28. August 1949, dem 200. Geburtstag Goethes, verkündete der Generaldirektor des Nordwestdeutschen Rundfunks, Adolf Grimme (1889-1963), in der Frankfurter Paulskirche die Gründung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Die deutsche Sprache benötige nach ihrem Missbrauch durch die Nationalsozialisten einen Neuanfang, forderte er. Zu den 49 Gründungsmitgliedern gehörten unter anderen die Schriftstellerinnen und Schriftsteller Erich Kästner, Luise Rinser, Otto Rombach und Marie Luise Kaschnitz.