Für den diesjährigen Weltgebetstag veranstaltet Ihr Team im Frauenwerk Online-Werkstätten. Sie müssen Frauen begeistern, damit diese wiederum andere begeistern. Wie machen Sie das?
Kelly Thomsen: Das ist gar nicht so schwer, weil der Weltgebetstag als Gemeinschaft immer zieht. Dahinter steht eine große Bewegung. In den Gemeinden gibt es Gruppen, die den Tag Jahr für Jahr mitplanen und durchführen. Zudem gibt es gemeindeübergreifende, auch ökumenische Gruppen. Der Weltgebetstag hat viel mit Gefühl und Atmosphäre zu tun. Eigentlich sind die Frauen schon begeistert.
Der Weltgebetstag ist also ein Selbstläufer?
Zumindest, wenn es schon Gruppen vor Ort gibt.
Für manche Menschen sind Videokonferenzen neu und ungewohnt. Können an den Internetformaten alle teilnehmen?
Es ist schon eine Herausforderung. Durch Online-Veranstaltungen gehen immer auch Menschen verloren. Es kostet, glaube ich, Überwindung, das digital zu machen. Wir haben aber auch Zoom-Schulungen für unsere Ehrenamtlichen angeboten, damit sie lernen, mit der Plattform umzugehen und sie zu bedienen.
Hören Sie denn von der einen oder anderen Frau, die gern daran teilnehmen würde, aber nicht die technischen Möglichkeiten dazu hat?
Tatsächlich melden sich einige. Dann suchen wir – wenn gewünscht – eine Lösung. Wir haben es tatsächlich erlebt, dass es Hilfe durch Nachbarinnen gab. Zudem gibt es vor den Veranstaltungen Technikproben.
Wie lautet Ihre erste Bilanz? Funktioniert es online?
Ja, es geht online, sogar ganz gut. Wir haben Rückmeldungen bekommen wie „Jetzt sieht man die Karten und Bilder viel besser“. Oder: „Gruppenarbeit geht schneller, weil alle so schnell wieder zusammen im Raum sind und die Teilnehmerinnen nicht noch am Rand schnacken.“ Aber es fehlt natürlich auch der Kaffeeplausch. Als Vorteil sehe ich jedoch, dass flexibler geplant werden kann. Es können etwa leichter fünf Teilnehmerinnen dazukommen. Vor Ort ist das kompliziert – dann werden Räume zu klein, oder das Essen ist schon bestellt.
Sind die Teilnehmerzahlen ähnlich wie in den Vorjahren?
Wir erreichen wohl schon weniger Menschen. Es sind etwa 30 pro Veranstaltung.
Die Werkstätten zum Weltgebetstag bieten häufig etwas für alle Sinne: Speisen des Schwerpunktlandes werden probiert, es gibt unbekannte Gewürze … Wie machen Sie das jetzt?
Wir arbeiten dafür mit Videos und Musik. Aus Vanuatu, dem diesjährigen Schwerpunktland, sind einige Sachen gut zu zeigen – zum Beispiel Sandmalerei. Es gibt auch Wassermusik. Da ist es ein Schatz, ein gutes Video zu haben. Dann springt der Funke rüber.
Haben Sie von Anfang an digitale Veranstaltungen geplant?
Die Tageswerkstätten, die bereits im November stattfanden, haben wir innerhalb von zwei Wochen umgestellt. Aber die drei Veranstaltungen im Januar waren von Anfang an digital geplant. Wir richten uns nach den unterschiedlichen Bedarfen. Es gibt ehrenamtliche Frauenteams, die einen ganzen Samstag Zeit haben. Oder es gibt die Diakonin, die ein paar Informationen und ein bisschen Austausch braucht. Für sie haben wir uns das Abendformat überlegt, zwei Stunden.
Sie sind also flexibler geworden?
Auf jeden Fall!
Wenn Sie an den Weltgebetstag im März denken, meinen Sie, dass er auch flexibler wird?
Ich bin froh über die Rückmeldungen wie „Wir lassen den Tag auf jeden Fall stattfinden“. Von vornherein wird in anderen Dimensionen gedacht. Sonst gibt es große Gottesdienste, nun wird das Kleine mehr geschätzt. Es wird überlegt: „Vielleicht können wir Tüten packen? Kleinigkeiten erteilen? Können wir etwas ausstellen, wo die Leute vorbeigehen?“
Kommen wir zu guter Letzt zu dem, was die Interessierten beim Weltgebetstag erwartet. Schwerpunkt ist 2021 der Inselstaat Vanuatu. Welche inhaltlichen Schwerpunkte sollen beispielsweise gesetzt werden?
Ein Thema ist der Klimawandel. Vanuatu spürt seine Auswirkungen bereits heute direkt. Ein anderes Thema ist das kritische Kolonialverständnis. Vanuatu war bis in die 1980er-Jahre eine britisch-französische Kolonie. Das ist noch gar nicht so lange her. Darum ist es für uns in Europa besonders interessant, uns damit auseinanderzusetzen.
Das Gespräch führte Catharina Volkert.