Eberhard Cherdron lässt es mittlerweile etwas ruhiger angehen – und hat doch noch immer einen vollen Terminplan. Dass er sich aus mehreren Gremien, in denen er sich seit seinem Ruhestand ehrenamtlich engagierte, zurückzog, sei „ganz so in Ordnung“, sagt der in Speyer lebende Altkirchenpräsident. Am 7. November wird Eberhard Cherdron, der die pfälzische Landeskirche zehn Jahre lang von 1998 bis 2008 leitete, 80 Jahre alt.
Langweilig wird es dem umtriebigen Nachfahren hugenottischer Glaubensflüchtlinge nicht, der als Pfarrersohn in Hochstadt und Kandel in der Südpfalz aufwuchs: Er plant Buchprojekte, ist als Prediger und Seelsorger gefragt – und macht regelmäßig Hausmusik mit guten Freunden. Und vor allem kümmert er sich um seine an Demenz erkrankte Frau Dorothea, die in einem Pflegeheim der Diakonissen Speyer lebt.
Seit der Corona-Krise konzentriert sich der begeisterte Hobby-Kirchenmusiker, der Blockflöte, Klavier und Gambe spielt, ganz auf das Schreiben. So hat er etwa Studien zu dem evangelischen Kirchenlied „Jesus, meine Zuversicht“ und zur Pfälzer Kirchenunion von 1818 vorgelegt. Ein neues Werk über die Geschichte reformierter Gesangbücher kündigt Cherdron für Anfang kommenden Jahres an. Und endlich will er dann die Biografie über die Komponistin Luise Reichert zu Papier bringen, mit der er sich schon länger beschäftigt.
Vom Pfarrer in Neuhofen zum EKD-Mediator
Dankbar blickt Cherdron, der auch diplomierter Volkswirt ist, auf ein erfülltes dienstliches Leben zurück. Er war Pfarrer in Neuhofen im Rhein-Pfalz-Kreis, danach Landesjugendpfarrer in Kaiserslautern sowie Leiter des Diakonischen Werks der Pfalz in Speyer. 1989 übernahm er als Oberkirchenrat die Funktion des Personaldezernenten. Die Nachfolge von Kirchenpräsident Werner Schramm trat er 1998 an, in seiner zweiten Amtsperiode schied er 2008 im Alter von 65 Jahren aus dem Dienst aus.
Zudem trug Cherdron an weiteren Stellen Verantwortung in seiner Kirche – in der Pfalz etwa als Vorsitzender des ehemaligen Landesvereins für Innere Mission. Aber auch auf der Ebene der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) war die Expertise des Pfälzer Theologen gefragt, der als den Menschen zugewandter Vermittler gilt. So war er Vorsitzender des Rates des Diakonischen Werks sowie Mitglied des Medienausschusses der EKD. Bereits im Ruhestand wirkte Cherdron als Mediator beim Streit um den weiteren Ausbau der Bundesstraße 10 zwischen Landau und Pirmasens.
Die Zukunft der Kirche braucht Tauffeste und Kinderchöre
„Ich bin sehr froh, dass ich jetzt nicht mehr in Verantwortung stehe“, sagt Cherdon. Bereits vor 20 Jahren gestaltete er erste Reformprozesse für eine schrumpfende „Kirche für morgen“ mit, musste Tagungshäuser schließen und die Zahl der Kirchengemeinden verringern. Auch für die Unabhängigkeit seiner kleinen Landeskirche gegenüber der EKD stellte er sich auf die Hinterfüße. Schmerzlich für die Erfolgsbilanz des Kirchenmanagers war hingegen ein Vergleich von 12,9 Millionen Euro: Diesem stimmte die Evangelische Kirche der Pfalz 2007 in einem Rechtsstreit mit der Kirchenbank EKK über die insolvente Müttergenesung Pfalz zu.
Der Zustand seiner Kirche treibt Cherdron auch im Ruhestand um. Für eine gute Zukunft müsse diese besonders Kinder und Jugendliche für sich gewinnen, ist der ehemalige Landesjugendpfarrer überzeugt, der vier Kinder und zehn Enkelkinder hat. Der Kontakt zur jungen Generation in den Kirchengemeinden sei dabei immens wichtig – über Kitas, Kindergottesdienste, Kinderbibeltage oder Kinderchöre.