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Der Papst reist nach Korsika und nicht nach Paris

Die geplante Papstreise nach Korsika sorgt in Frankreich für Aufsehen. Eine Woche zuvor wird in Paris die Kathedrale Notre-Dame feierlich wiedereröffnet. Präsident Macron hätte den Papst wohl lieber dort dabei gehabt.

Papst Franziskus will am 15. Dezember Korsika besuchen. Das gab der Vatikan am Samstag bekannt. Über den Besuch war zuvor wochenlang in Vatikankreisen spekuliert worden, jedoch gab es offenbar bis zuletzt Abstimmungsprobleme mit Paris. Französische Medien sprechen von einem Affront gegen Staatspräsident Emmanuel Macron.

Der Staatschef hatte demnach den Papst vergeblich zur feierlichen Wiederöffnung der Kathedrale Notre-Dame gut fünf Jahre nach dem Brand im Jahr 2019 eingeladen. Als Franziskus stattdessen einen Besuch auf Korsika ankündigte, habe sich im Gegenzug die Zustimmung aus dem Elysee-Palast zu der Papstreise verzögert, die aus protokollarischen Gründen erforderlich ist.

Die nun verspätet angekündigte Reise ist der erste Besuch eines Papstes auf der seit 1769 zu Frankreich gehörenden Insel. Das Kirchenoberhaupt wird dort an einer Konferenz zum Thema Volksfrömmigkeit im Mittelmeerraum teilnehmen und eine Messe feiern. Es ist Franziskus’ dritter Kurzbesuch in Frankreich – nach Straßburg 2014 und Marseille 2023, ein Staatsbesuch in Paris steht weiterhin aus.

Korsika ist geprägt von einem vergleichsweise starken Katholizismus mit alten lokalen Traditionen, darunter zahlreichen religiösen Prozessionen. Der aus dem Baskenland stammende Bischof von Ajaccio, Kardinal Francois-Xavier Bustillo, gilt als Hoffnungsträger in der krisengeplagten katholischen Kirche Frankreichs.

Im vergangenen Herbst machte Papst Franziskus den zum Franziskanerorden gehörenden Geistlichen zum Kardinal. Die Bekanntgabe der Korsika-Reise durch den Vatikan erfolgte an Bustillos 56. Geburtstag.

Im korsischen Regionalparlament hat seit 2021 die Autonomie-Partei “Femu a Corsica” die absolute Mehrheit. Das offizielle Logo der Reise “Papa Francescu in Corsica” wurde in korsischer Sprache verbreitet. Das religiöse Motto in französischer Sprache ist der Bibel entnommen und lautet in deutscher Übersetzung “Jesus zog umher und tat Gutes” (Apostelgeschichte 10,38).

Die politische Situation Korsikas ist seit Jahrzehnten geprägt vom Streit um die Unabhängigkeit. Zwischen 1976 und 2014 erschütterte die Befreiungsbewegung FLNC die Insel immer wieder mit Attentaten. 2022 kam es in Ajaccio zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen korsischen Nationalisten und der französischen Polizei.

Erst vor acht Monaten hatte das korsische Regionalparlament auf Vorschlag von Präsident Macron einer Verfassungsreform zugestimmt. Sie soll der Insel weitgehende Autonomie innerhalb der Französischen Republik gewähren.

Der Papst wird bei seinem Besuch auch Macron treffen. Die Begegnung ist jedoch erst am Nachmittag auf dem Flughafen von Ajaccio kurz vor dem Abflug vorgesehen. Der gesamte Besuch dauert neun Stunden.

In einem Interview mit dem Portal Vatican News erklärte Kardinal Bustillo am Samstag, die starke traditionelle Volksfrömmigkeit auf Korsika, die sich spürbar von dem sonst in Frankreich gepflegten Laizismus unterscheide, sei vielleicht einer der Gründe, warum der Papst die Insel besuchen wolle.

Zum Streit um die Autonomie der Insel bemerkte der Kardinal, Franziskus verkünde Frieden, Brüderlichkeit und Offenheit. Er komme, um den Korsen zu sagen, dass sie ihre Identität und ihre Traditionen in Ruhe und Frieden leben sollen. “Wir sind für die Gemeinschaft da, nicht für die Spaltung!”, betonte Bustillo.