Artikel teilen

Der Nikolaus auf der Barkasse

„Das Nikolauskostüm, dieser Bischofslook, der macht gerader und bedeutungsvoller“, erzählt Uwe Heinrich. Am 6. Dezember ist es für ihn wieder so weit: Der Pastor verwandelt sich für einen Nachmittag in Bischof Nikolaus von Myra. „Der Nikolaus ist die Figur, die für mich am deutlichsten den Zusammenhang zwischen: Wir sind fromme Leute, die was bewegen, und wir sind Leute, die hingucken, die dem kleinen Mann und der kleinen Frau helfen, vereint.“

Die Nikolaus-Aktion in der Hafencity gibt es seit mehr als 15 Jahren. Es ist eine ökumenische Aktion, an der die Katharinenkirche, zahlreiche Initiativen aus dem Stadtteil, das Ökumenische Forum und die Flussschifferkirche (Flusi) beteiligt sind. „Die Philosophie der Flussschifferkirche ist ja, aufsuchende Kirche zu sein“, erklärt Flusi-Diakon Mark Möller. „Wir kommen mit dem Nikolaus in den Stadtteil und überraschen die Menschen, lassen sie einen Moment Kirche erleben.“ Für Möller ist es außerdem eine verbindende Aktion: „Da geht es nicht darum, wer kommt mit welchem sozialen Hintergrund dahin, sondern es kommen die Kinder und die Familien, die vielleicht einfach ein adventliches Event haben möchten.“

Nicht nur die Kinder aus den Kitas und Schulen in der Hafencity freuen sich schon auf die Nikolausaktion. Auch für Uwe Heinrich ist es etwas Besonderes, mit der Barkasse „Johann Hinrich Wichern“ in den Magdeburger Hafen einzulaufen. „Das letzte Mal gab es ein Wahnsinnsbild. Da kam ich gegen die untergehende Sonne ins Hafenbecken gefahren und leuchtete in meinem roten Gewand und mit dem weißen Bart. Das war einfach ein tolles Bild.“ Da mache es ihm auch nichts, dass die Fahrt eine ziemlich windige und meist kühle Angelegenheit ist.

An Land warten unzählige Kinder auf ihn. Begleitet von einem Posaunenchor werden dann Nikolauslieder gesungen, während alle gemeinsam durch den Stadtteil bis zum Ökumenischen Forum ziehen. Uwe Heinrich geht es bei der Aktion darum, dass die Kinder einen Nikolaus erleben, der für Inhalte steht. „Dass wir uns in dieser Zeit einander annähern, dass wir das ernst nehmen.“ Die Menschen wollen ein Fest begehen. „Gegenseitige Hilfe ist wie Nächstenliebe. Sie ist wie die Liebe Gottes zu den Menschen“, erklärt der Pastor.

Wenn der Abschlussgottesdienst gefeiert ist, kommen die Kinder mit Bischof Nikolaus – alias Uwe Heinrich – ins Gespräch. „Sie fragen natürlich vollkommen ungeniert, ob ich wirklich der Echte bin“, lacht er und erinnert sich: „Das letzte Mal waren Kinder da, die einen türkischen Hintergrund haben. Die haben mir nahegebracht, dass der Nikolaus ein Türke ist, und er spielt in der türkischen Tradition tatsächlich eine große Rolle.“ Und zum Schluss gibt es Schokonikoläuse für alle.

Die Nikolausaktion ist für den Stadtteil etwas Besonderes. Uwe Heinrich ist gern Teil davon: „Das Ganze, was da zusammenkommt, ist so menschennah. Das sind die tollen Wundergeschichten, die in diese Zeit gehören. Und mit diesem Funkeln in den Augen, da funkelt es dann bei mir im Herzen.“