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Der Ministerpräsident als Fürbittenleser

Nach fünf Jahren Pause feiern die Menschen in Sachsen-Anhalt wieder die regionale Vielfalt ihres Bundeslandes: Von Freitag bis Sonntag findet in Stendal der 23. Sachsen-Anhalt-Tag statt. Zu dem größten landesweiten Heimatfest unter dem Motto „Mittelalter trifft Moderne“ erwarten das Land und die gastgebende Stadt rund 150.000 Menschen in der Altmark. Etwa 10.000 Mitwirkende werden dabei sein, unter ihnen Vertreter der unterschiedlichen Regionen des Landes sowie von Verbänden, Institutionen und Initiativen,

Auch die Kirchen werden das Landesfest wieder aktiv mitgestalten – und das von Beginn an. Noch bevor Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) den Sachsen-Anhalt-Tag am Freitag offiziell eröffnen wird, wirkt er erstmal beim Eröffnungsgottesdienst auf der Hauptbühne auf dem Marktplatz mit. Eine Fürbitte wird er nach Angaben der Staatskanzlei vorlesen – und eventuell auch an anderer Stelle die Feier mitgestalten. Der katholische Magdeburger Bischof Gerhard Feige sowie der evangelische Superintendent im Kirchenkreis Stendal, Michael Kleemann, werden den Gottesdienst leiten.

Auch nach dem Eröffnungsgottesdienst werden die Kirchen weiter die Hauptbühne bespielen. Dann wird das evangelische Musicalprojekt Altmark das Musical „Expedition MLK 381“ aufführen. Hinter dem Kürzel „MLK“ verbergen sich die Initialen des US-amerikanischen Bürgerrechtlers Martin Luther King (1929-1968), der für das Ende der Rassentrennung in den USA kämpfte.

Für Ute Mertens, Superintendentin im Evangelischen Kirchenkreis Elbe-Fläming und Theologische Leiterin des Projekts, ist die Thematik auch heute noch aktuell. „Diesen Traum, dass Menschen nicht nach Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilt werden, den wollen wir auch heute noch weitertragen und Realität werden lassen“, betont sie. Das Stück sei ein „ganz klares Nein zu Ausgrenzung und Rassismus“.

Der Inhalt in Kürze: Vier Freunde reisen durch einen Zeittunnel und treffen Köchin Georgia, die ihnen von Martin Luther King und der Bürgerrechtsbewegung erzählt. Sie erfahren von Rassendiskriminierung, dem Busboykott und Georgias Rolle dabei. Rund 65 Kinder, Jugendliche und Erwachsene werden laut Mertens auf der Bühne stehen.

Zudem wird es an den drei Tagen ein ökumenisches Kirchendorf unter dem Motto „Kirche zeitlos wertvoll“ an der Katharinenkirche geben. Das ehemalige Klostergebäude wurde nach dem Zweiten Weltkrieg entwidmet und beherbergt seit 1964 das Altmärkische Museum. „Wir wollen den früheren Kirchenraum während der drei Tage wieder mit unseren Inhalten beleben“, sagt René Thumser vom Gemeindedienst der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM).

Im Kirchendorf stellen Gemeinden und diakonisch-karitative Initiativen auf einem „Markt der Möglichkeiten“ ihre Arbeit vor. Der Gospelchor der Musikerfabrik, einer Stendaler Musikschule, soll ebenso dort auftreten wie die Evangelische Sekundarschule Haldensleben mit Akrobatik und Zirkusprogramm oder die „Lobpreisband“ des Gottesdienstes „Anders“ der Stendaler Stadtgemeinde.

Auch andere Kirchen werden laut Thumser zum Sachsen-Anhalt-Tag ihre Türen öffnen. In der Kirche St. Jacobi präsentiert sich das Projekt „Pilgern im Kopf“, die katholische St.-Anna-Kirche lädt zur Einkehr und zum Kirchencafé ein. Auch an dem großen Festumzug am Sonntagvormittag werden sich die Kirchen mit einem gemeinsamen Wagen beteiligen.

„Wir müssen aus den Kirchenmauern raus“, begründet Thumser das Engagement der Kirchen. Zum Sachsen-Anhalt-Tag kämen viele Menschen zusammen: „Es gibt die Erfahrung, dass das eine gute Gelegenheit ist, ins Gespräch zu kommen.“ Hinzu kämen geistig-spirituelle Programmpunkte wie der Abschlussgottesdienst mit dem evangelischen Landesbischof Friedrich Kramer am Sonntag.