Was habe ich mit diesem Lied gekämpft. Schon als Konfirmandin spielte ich die Orgel im Gottesdienst. Und eigentlich habe ich mich immer auf den Advent mit all seinen Liedern gefreut. Endlich wieder Freude und Jubel nach dem grauen, tristen November mit seinen traurigen Gedenktagen.
Und dann dieses Lied! Es hat so gar nichts gemein mit dem triumphierenden „Macht hoch die Tür“ oder dem prachtvoll-barocken „Tochter Zion“. Oder mit meinem Lieblings-Adventslied „O Heiland, reiß die Himmel auf“.
Düster kommt es daher. Die Melodie ist nicht eingänglich, ich schlug mich mit drei „Bs“ herum und musste höllisch aufpassen, keine schwarze Taste zu verpassen.
Darum achtete ich auch nicht weiter auf den Text. Bei „Die Nacht ist vorgedrungen“ war ich schon raus. Ich speicherte das Lied in meinem Hinterkopf unter „düster, schwierig, ungeliebt“.
Dessen ungeachtet ereilte mich das sperrige Lied in jeder Adventszeit. Die Pfarrerin liebte es, und so schlug ich mich damit herum.
Ich weiß nicht, wann der Knoten geplatzt ist. Irgendwann stellte ich fest, dass ich mich darauf freute. Inzwischen hatte ich auch herausgefunden, dass der Text gar nicht so düster ist, wie ich ihn abgespeichert hatte. Im Gegenteil: Es ist eins der eindrücklichsten und poetischsten Adventslieder in unserem Gesangbuch. Und die Geschichte seines Dichters Jochen Klepper ist schlichtweg herzzerreißend (siehe Seite 2).
Heute bin ich froh, dass ich den Kampf nicht aufgegeben habe. „Die Nacht ist vorgedrungen“ ist zu einem meiner liebsten Lieder im Advent geworden.