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Der Fußballnachmittag am Samstag verliert an Wert

407 Millionen Euro soll sich die ARD nach Medienberichten die TV-Rechte an der “Sportschau” kosten lassen. Bestätigen mag das der Senderverbund nicht. So oder so ist der Markt in Bewegung – mit Folgen für die Fans.

Zufriedenheit ist im Leben meist eine Sache des Blickwinkels. Das ist im knallharten TV-Business mitunter nicht anders. Die ARD dürfte daher eigentlich recht zufrieden sein, was den Abschluss des neuen Bundesliga-Vertrags angeht. Sie hatte im Dezember umfassende Übertragungsrechte erworben, was unter anderem den Fortbestand der traditionellen “Sportschau” am Samstag bis 2029 sichert – und darüber hinaus die Live-Übertragung im Radio.

Nach einem Bericht des Fachdienstes “Medieninsider” zahlt die ARD für die vier Spielzeiten ab 2025/26 rund 407 Millionen Euro. Die Summe geht demnach aus einer “streng vertraulichen” Beschlussvorlage des MDR-Rundfunkrates hervor. Bestätigten wollte die ARD die Summe nicht. Auf Anfrage erklärte eine Sprecherin, man äußere sich “grundsätzlich aus Gründen der vertraglich vereinbarten Vertraulichkeit und aus wettbewerbsrechtlichen Gründen nicht zu konkreten Lizenzzahlungen”. Sie verwies darauf, dass der ARD-Sportrechte-Etat in seiner Gesamtheit jährlich veröffentlicht werde. Ein klares Dementi ist das nicht.

Wenn die Zahl von rund 102 Millionen Euro pro Spielzeit stimmt, würden die Bundesliga-Rechte für die ARD ab Sommer 2025 um 17 Prozent billiger – ein klarer Verhandlungserfolg.

Bei den Mitteldeutschen Medientagen in Leipzig ließ sich ARD-Sportchef Axel Balkausky ein knappes Statement entlocken: “Es ist nicht so, dass die Preise immer weiter in den Himmel steigen. Das geht in Wellenbewegungen. Die Werbekrise schlägt auch bei Privaten durch.” So seien die Länderspielkosten zuletzt nicht mehr gestiegen. “Das war für uns auch wichtig”, sagte Balkausky.

Die nun bekannt gewordene Summe unterstreicht überdies: Die Bundesliga-Spiele am Samstagnachmittag sind für die Fernsehstationen weniger werthaltig als früher. Das sei eine Folge der “Konfiguration des Spieltags”, wie es die Sportrechtebranche nennt. Denn die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat entschieden, dass in den nächsten vier Spielzeiten noch weniger Matches mit Beteiligung der großen Klubs am Samstagnachmittag stattfinden werden.

Mit dem Erwerb des Topspielpakets (Samstag, 18.30 Uhr) und dem Sonntagspaket bekommen die Pay-TV-Partner Auswahlrechte und können allein darüber Bayern und Dortmund bis zu 18 Mal pro Saison auf diesen Sendeplätzen ins Rennen schicken. Neu ist zudem, dass der Übertragungspartner Sky für den Freitagabend sogenannte Pick-Rechte hat. Hier darf jeder Klub bis zu sieben Mal pro Spielzeit gewählt werden. Die logische Konsequenz: Zur einstigen Kernspielzeit der Bundesliga bleiben damit jene übrig, die für die Sender weniger attraktiv sind.

Das bekommen private wie öffentlich-rechtliche Anbieter zu spüren – der Streamingdienst DAZN konnte das Konferenz-Paket am Samstag günstiger erwerben. Die ARD zahlt für die “Sportschau” weniger, weil sie künftig noch seltener als heute die ganz großen Zugpferde bekommt. Den Verhandlungserfolg schmälert das nicht; und auf die Entscheidung der DFL hatte die ARD ohnehin keinen Einfluss. In Leipzig warnte Balkausky aber vor noch weniger attraktiven Partien am Samstag: “Wenn es noch weiter runtergehen würde, müssten wir irgendwann sagen, das macht keinen Sinn mehr.”

Dies wiederum veranlasste DFL-Medien- und Rechte-Direktor Marcus Beisiegel, der mit Balkausky und Sky-Sportrechtefunktionär Hans Gabbe auf dem Panel saß, ein “klares Bekenntnis zum Kernspieltag am Samstagmittag”. In anderen Märkten wie Spanien gebe es zehn verschiedene Anstoßzeiten. “Das wird es in der Bundesliga nicht geben”, versicherte Beisiegel. Klar sei aber auch, dass neben den klassischen Sendern und Streamern Social-Media-Kanäle für die Vermarktung der Liga immer wichtiger würden. “Die haben eine sehr hohe Relevanz bei den Nutzerinnen und Nutzern, darauf müssen wir reagieren”, so der DFL-Rechtechef.

Wer für Live-Fußball bezahlen will, hat übrigens ab August am Samstagnachmittag erstmals seit mehreren Jahren wieder die Wahl. Sowohl beim Pay-TV-Sender Sky als auch beim Streamingdienst DAZN rollt dann der Ball. Während Sky alle Einzelspiele in voller Länge zeigt, gibt es die einst vom Sky-Vorgänger Premiere erfundene Konferenz nun beim Streamingdienst. Für die technische Abwicklung der Konferenzschaltung wird in Ismaning bei München gerade ein neues Studio gebaut.

Ebenfalls neu verhandelt: Generell dürfen Sky und DAZN alle Bundesligaspiele nach Abpfiff in voller Länge wiederholen, also auch die Partien, an denen sie keine Live-Rechte erhalten. Das kann ebenfalls vorteilhaft sein für den Fußballfan, der sich nicht beide Abos leisten möchte.