Seit rund einem Jahr ist Frank Fischer jetzt im Bielefelder Landeskirchenamt für die gemeindepädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der westfälischen Landeskirche zuständig. Wie seine Arbeit aussieht, erzählt er im Gespräch mit Anke von Legat.
– Sie sind Beauftragter der westfälischen Landeskirche für die VSBMO-Mitarbeitenden. Was versteckt sich hinter diesem Abkürzungs-Ungetüm?
Die Abkürzung steht für alle, die in der Verkündigung, Seelsorge und Bildungsarbeit unserer Kirche hauptamtlich mitarbeiten, aber keine Pfarrerinnen und Pfarrer oder in Kindertageseinrichtungen tätig sind. Dazu gehören Mitarbeitende in der Jugend-, Familien- und Seniorenarbeit, in der Erwachsenenbildung und – neuerdings – im Bereich des Gemeindemanagements. Insgesamt sind das in der westfälischen Landeskirche zurzeit 564 Frauen und Männer in vielen verschiedenen Anstellungsverhältnissen. Das ist kompliziert, und darum gibt es mich.
– Was bieten Sie Mitarbeitenden aus diesen Berufsgruppen an?
Ich berate sie in ihrem beruflichen Werdegang, etwa wenn es um die Fort- und Weiterbildung geht oder darum, eine berufliche Perspektive für die nächsten Jahre zu entwickeln. Der zweite Schwerpunkt meiner Arbeit liegt darin, Konzeptionsprozesse anzuregen, die dann vor Ort in den Gemeinden erarbeitet werden. Ich verstehe mich auch als Netzwerker, der viele Kommunikationsbereiche miteinander verbindet.
– Wie sieht die Beratung in den Gemeinden aus?
Ich fahre durch ganz Westfalen – das klappt übrigens sehr gut mit dem Zug und meinem Faltrad – und schaue mir vor Ort an, wie die Mitarbeitenden in die Struktur der Gemeinden eingebunden sind. Zum Beispiel muss klar sein, wer die Dienst- und Fachaufsicht hat und wer die Ansprechpartner im Presbyterium oder Kirchenkreis sind, damit die Kommunikationswege klar sind. Bei Gesamtkonzepten, wenn etwa eine Gemeinde einen Schwerpunkt in der Jugendarbeit setzen will, gebe ich die Anregungen, den Kontakt zum Amt für Jugendarbeit oder die Leitung des Jugendreferates vor Ort zu suchen und werbe für Konzeptentwicklung. Zu oft sind Konzepte veraltet oder gar nicht vorhanden.
– Gibt es in dem Bereich neue Konzepte?
Die neueste Entwicklung in diesem Bereich heißt „multiprofessionelle Teams“. Damit fangen wir in Westfalen gerade an. Es geht dabei unter anderem um praktische und konzeptionelle Fragen der Zusammenarbeit von Pfarrern, Diakoninnen und Ehrenamtlichen. Stichworte sind: Zuordnung der Aufgaben nach Ausbildung und Begabung, Beschreibung von Schnittstellen, Förderung der Kommunikation und Zusammenarbeit sowie vertretbare Arbeitsbelastung. Niemand kann und soll den anderen ersetzen, aber gegenseitige Entlastung ist durchaus möglich; nicht jeder muss alles machen. Gerade die jüngeren und zukünftigen Pfarrerinnen und Pfarrer fordern solche Teamarbeit auch ein. Die Beratung erfolgt übrigens multiprofessionell durch Pfarrer Michael Westherhoff und mich.
– Worum geht es denn in der Fort- und Weiterbildung?
Vor allem um die Auskunftsfähigkeit im Glauben. Dabei muss man bedenken, dass die Mitarbeitenden mit unterschiedlichen Ausbildungen in die Gemeindearbeit kommen: Die einen haben ein sozialpädagogisches Studium ohne theologischen Bezug, andere haben eine theologische Ausbildung ohne die sozialpädagogische Qualifikation. Und dann gibt es noch die Diakoninnen und Diakone, die beides schon in der Ausbildung miteinander verbunden haben. Alle dürfen und sollen berufsbegleitend an der sogenannten Aufbau-Ausbildung teilnehmen, die je nach Vorbildung in unterschiedlichen Modulen stattfindet.
– Wie hoch ist das Interesse an solchen Weiterbildungen?
Sehr hoch. Keine, keiner in diesem Bereich möchte stehenbleiben, aber im normalen Berufsalltag kommen viele kaum dazu, über Perspektiven und Weiterentwicklung nachzudenken. Dafür sind Orientierungsangebote sehr hilfreich. Auch in der persönlichen Beratung merke ich, dass die Berufsplanung für viele eine wichtige Rolle spielt. Eine Jugendmitarbeiterin möchte zum Beispiel eine Perspektive für die Zeit haben, in der sie vielleicht nicht mehr direkt in der Jugendarbeit tätig ist. Ich finde es toll an meiner Stelle, dass ich in vielen solcher Fälle Anstöße geben kann.