Fast die Hälfte der Menschen in Deutschland ist direkt oder indirekt von Depressionen betroffen: Zu diesem Ergebnis kommt das Deutschland-Barometer Depression, das die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention in Leipzig vorstellte. 24 Prozent seien selbst erkrankt, 26 Prozent als Angehörige mitbetroffen.
Rund drei Viertel der Angehörigen beschrieben die Erkrankung als große Belastung für das Familienleben. “Depression betrifft die ganze Familie”, sagte der Stiftungsvorsitzende Ulrich Hegerl. Daher sei es sinnvoll, Angehörige in die Behandlung einzubinden und zu informieren. Dies könne familiäre Belastungen reduzieren.
Depression: Familie ist wichtige Stütze
46 Prozent der befragten Erkrankten erklärten, die Familie gebe ihnen das Gefühl, nicht allein zu sein. Bei 41 Prozent haben Familienmitglieder eine Veränderung bemerkt und die Betroffenen darauf angesprochen; 38 Prozent wurden von Angehörigen ermutigt, sich professionelle Hilfe zu suchen.
Die Familie sei zudem für ein gutes Drittel (34 Prozent) eine Stütze bei der Bewältigung des Alltags. “Morgens aufstehen, den Geschirrspüler ausräumen oder einen Arzttermin vereinbaren – all diese Tätigkeiten können in der Depression die größte Herausforderung sein”, erklärte Hegerl. Es sei wichtig zu wissen, dass Betroffene sich eben nicht gehen ließen, sondern dass ihnen krankheitsbedingt Antrieb und Hoffnung fehlten.
Familiäre Beziehungen können Krisen tragen
Auch fühlten sich depressiv erkrankte Menschen häufig “erschöpft und innerlich wie abgestorben. Sie ziehen sich oft von anderen Menschen zurück, weil ihnen alles zu viel wird”, sagte der Forscher. Dies könne zu Missverständnissen und Konflikten führen.
Jede zweite Familie berichte jedoch im Rückblick, dass sich die Beziehung zueinander vertieft oder verfestigt habe. “Das gemeinsame Überstehen dieser leidvollen Erkrankung kann zu einem Zusammenrücken in der Familie und einer Vertiefung der Beziehungen führen.”