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Denkmalpflege fürchtet Fachkräftemangel

Der Fachkräftemangel könnte in Zukunft auch zum Problem für die Denkmalpflege werden. Vom Dachdecker, der sich mit „historischen Dachdeckungen auskennt über den Zimmerer, der noch weiß, wie ein historischer Dachstuhl funktioniert bis hin zum Maler, der heute ganz andere Techniken lernt, als das früher einmal der Fall war“ – als Präsident des Landesamts für Denkmalpflege Hessen muss Markus Harzenetter die Nachwuchsarbeit als Thema in den Fokus rücken, wie er dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Wiesbaden sagte.

Schließlich gehe es darum, auch „in zehn Jahren noch kompetente Ansprechpartner zu haben“ und selbst als öffentlicher Arbeitgeber für junge Leute attraktiv zu bleiben. Denkmalpflege solle nicht „nach vorgestern klingen“, sagte der Kunstgeschichtler. Anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Landesamts, das an diesem Donnerstag gefeiert wird, betonte er: „Wir bespielen hier schon immer Themen, die gerade heute, angesichts der großen Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz, eine gewisse Konjunktur haben.“

Als Denkmalpfleger verstehe man sich ausdrücklich als Teil der Lösung, sagte Harzenetter. Praktisch umgesetzt heiße das: „Wir beraten Eigentümer beispielsweise dabei, wie sie ihren Bau energetisch ertüchtigen können oder wie vermieden werden kann, dass beim Bau einer Windkraftanlage womöglich ein wichtiges Bodendenkmal zerstört wird.“

Ebenfalls Teil des Hauses ist die „hessenARCHÄOLOGIE“, die sich um Bodendenkmäler kümmert – und darum, dass die Funde vom interessierten Publikum in Museen betrachtet werden können. „Ich würde unser Haus als Institut für angewandte Denkmalwissenschaften bezeichnen“, fasste Harzenetter zusammen. Allein in Hessen, das nicht gänzlich erschlossen sei, seien rund 70.000 Bau- und Kunstdenkmäler erfasst, bundesweit machten Denkmäler etwa drei bis vier Prozent des Baubestandes aus.

Die Gründung des Landesamtes für Denkmalpflege 1974 durch den Erlass des ersten Hessischen Denkmalschutzgesetzes sei vor dem Hintergrund der 50er und 60er Jahre erfolgt, in denen das Wirtschaftswachstum zu Lasten kultureller Belange „rücksichtslos“ vorangetrieben worden sei, erläuterte Harzenetter. „Der Denkmalschutz ist nicht als Selbstzweck erfunden worden, sondern weil die Leute es leid waren, dass ihnen ständig die schönen historischen Bauten weggerissen wurden.“ Der Widerstand habe sich später auch in der DDR gezeigt, wo Altstädte den Plattenbauten weichen sollten. „Es geht um die Frage: Wie viel Zerstörung akzeptiert man im aktuellen Bestand?“, sagte Harzenetter.

Das Thema bleibe angesichts des hohen Baudrucks aktuell. Die Arbeit für das Landesamt wachse dabei stetig nach, denn: „In den 1970er Jahren sind neue Bauten aus dieser Zeit natürlich nicht als Denkmäler erfasst worden“, sagte Harzenetter. Erst nach etwa 25 bis 30 Jahren rutsche ein Objekt in die mögliche Denkmalbetrachtung. Allmählich beschäftige sich das Landesamt also künftig mit den 1990er Jahren. Ein Denkmal aus dieser Zeit sei beispielsweise das 1991 fertiggestellte Museum für Moderne Kunst in Frankfurt am Main.