Anerkennung für ihren Kampf um Freiheit in Belarus: Swetlana Tichanowskaja ist mit dem Internationalen Demokratiepreis Bonn ausgezeichnet worden. Die 43-Jährige ist das Gesicht der belarussischen Opposition.
Die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja (43) hat den Internationalen Preis für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit Bonn erhalten. Er würdigt ihr Engagement für ein freies und demokratisches Belarus, wie es bei der Verleihung am Sonntag im World Conference Center Bonn hieß. Der Verein Internationaler Demokratiepreis Bonn vergibt die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung mit der Stadt und dem Land Nordrhein-Westfalen.
Tichanowskajas Wirken stehe stellvertretend für die vielen Menschen, die sich mit aller Kraft für ein Ende der politischen Willkürherrschaft durch den belarussischen Staatsapparat einsetzten, heißt es in der Preisbegründung. Ihr Widerstand gelte einem Regime, das an der Aggression der Russischen Föderation gegen die europäische Sicherheits- und Friedensordnung mitwirke.
In seiner Laudatio würdigte der NRW-Minister für Europaangelegenheiten, Nathanael Liminski (CDU), den Mut Tichanowskajas, sich 2020 anstelle ihres inhaftierten Mannes für die Präsidentschaftswahlen aufstellen zu lassen. Dies sei ohne ausgefeiltes politisches Programm und lediglich mit der Forderung nach freien und fairen Wahlen geschehen, so Liminski laut Redemanuskript. Umso größer sei die Empörung gewesen, als das Regime die Wahl dreist manipuliert und Alexander Lukaschenko sich erneut zum Präsidenten erklärt habe. Denjenigen, die trotz brutaler Härte des Regimes dagegen auf die Straße gegangen seien, habe sie eine Stimme gegeben.
Tichanowskaja, eines der bekanntesten Gesichter des gewaltfreien Widerstands gegen die belarussische Diktatur, kämpft aus dem Exil heraus für einen friedlichen Machtwechsel in Belarus. 2022 erhielt sie in Aachen den Karlspreis.
Der Internationale Preis für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit Bonn verbindet erstmals zwei Auszeichnungen: den seit 2022 verliehenen Rechtsstaatlichkeitspreis der Landesregierung und den seit 2009 vergebenen Internationalen Demokratiepreis Bonn. Am Entstehungsort des Grundgesetzes will er Leidenschaft für die Demokratie als Staats- und Lebensform lebendig halten.
Zu den Trägern des bisherigen Demokratiepreises gehören der frühere tschechische Präsident Vaclav Havel (2009), die iranische Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi (2010), die Organisation Reporter ohne Grenzen (2014), die frühere EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini (2016) und die ehemalige Präsidentin des Obersten Gerichts von Polen, Malgorzata Gersdorf (2019).