Mal scheint er weit weg, mal bricht er über die Menschen herein. Oft löst er Angst aus, manchmal auch Erleichterung. Kalt lässt der Tod wohl niemanden. Insofern überrascht es nicht, dass es ein eigenes Museum über ihn gibt: das Muse-um für Sepulkralkultur in Kassel. Eröffnet wurde es vor 25 Jahren, am 24. Januar 1992 – als das weltweit erste seiner Art.
Die Themen Tod, Sterben, Trauer seien zwar in den Medien sehr präsent, heißt es auf den Seiten des Museums. Zugleich fühlten sich viele Menschen unsicher, denn: „Die unmittelbare Konfrontation mit Sterben und Tod ist im Vergleich zu früheren Zeiten relativ selten geworden.“ Schwerpunkt des Museums ist die Dauerausstellung, die auf rund 1400 Quadratmetern zeigt, wie Menschen mit dem Tod umgehen. Särge und Leichenwagen, Trauerkleidung und Grabsteine sind dort zu sehen, vor allem aus dem deutschsprachigen Raum.
Im Frühjahr 2014 wurde die Dauerausstellung erweitert: Ein eigener Bereich befasst sich seither mit den Bestattungsriten verschiedener Religionen. Die Frage, wie Migranten auf deutschen Friedhöfen beigesetzt werden, habe in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen, heißt es. Die Schau informiert sowohl über religiöse Traditionen und Rituale als auch über die konkreten Bedingungen, unter denen Angehörige verschiedener Religionen in Deutschland ihre Toten bestatten und betrauern.
Daneben gibt es in Kassel regelmäßige Sonderausstellungen. So zeigte das Museum in der Vergangenheit Fotografien aus Afghanistan oder die zunächst ungewöhnlich erscheinende Kombination „Tanz & Tod“. Bis April läuft „Vita Dubia“ über die uralte Angst vor dem Scheintod (UK berichtete). Im Mai folgt „Lively passings“. Die Schau blickt zurück auf 25 Jahre Künstlernekropole – ein Projekt, in dem Künstler ihre eigenen Grabmäler gestalten.
Es gelte, das bundesweit einzigartige Museum weiterzuentwickeln, sagte der kommissarische Direktor Gerold Eppler im vergangenen Frühjahr der „Hessisch Niedersächsischen Allgemeinen“. Der Umgang mit der eigenen Endlichkeit und dem Verlust geliebter Menschen sei schließlich eine universale existenzielle Herausforderung. Konkret kündigte der Kunstpädagoge an: „Zu den Themen demographische Entwicklung und Zuwanderung können wir wichtige Beiträge leisten.“ Eppler, der gelernter Steinbildhauer ist, hatte die Leitung des Hauses im April von Werner Tschacher übernommen.
Für künftige Projekte gibt es breite Unterstützung: Träger des Museums ist die Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal. Gefördert wird es unter anderen von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Den „Tod in all seinen Facetten“ wolle man zeigen, heißt es auf den Museumsseiten. Dabei ist den Verantwortlichen eines besonders wichtig: den Tod als Facette des Lebens zu begreifen. „Die Endlichkeit des Lebens mag auf den ersten Blick bedrückend sein, aber sie verleiht ihm auch seine unwiederbringliche Einmaligkeit.“
Artikel teilen:
Dem Tod geweiht – mit Erfolg
Vor 25 Jahren öffnete in Kassel das weltweit erste Museum für Sepulkralkultur seine Ausstellungsräume. Facettenreich gezeigt wird seitdem, wie Menschen mit Endlichkeit des Lebens umgehen

© epd-bild / Andreas Fischer