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Dekanat setzt sich mit 100 Jahre Hitlerputsch auseinander

Vor 100 Jahren scheiterte der Hitler-Putsch in München: Aus diesem Anlass lädt das evangelische Dekanat München am Sonntag (12. November) zu einem Themengottesdienst in die Markuskirche ein. Im Mittelpunkt stehe das Verhalten des damaligen evangelischen Stadtdekans Hermann Lembert (1862-1933), der sich zwei Tage nach der Niederschlagung des Putsches vom 8. und 9. November im Hauptgottesdienst von St. Markus mit Hitler und dessen Gefolgsleuten solidarisiert hatte, erklärte das Dekanat in einer Mitteilung vom Dienstag. „100 Jahre danach setzt sich Stadtdekan Bernhard Liess im Gottesdienst kritisch mit dieser Parteinahme seines Amtsvorgängers auseinander“, hieß es weiter.

Am 8. und 9. November 1923 versuchte die NSDAP unter Führung von Adolf Hitler und Erich Ludendorff in München politische Macht zu erlangen. Ziel war die Beseitigung der parlamentarischen Demokratie und die Errichtung einer „nationalen“ Diktatur. Der Putschversuch wurde niedergeschlagen. Der damalige evangelische Vikar Johannes Schattenmann habe später in seinen unveröffentlichten Lebenserinnerungen geschrieben: „Der Dekan von München, Hermann Lembert, trat am folgenden Sonntag in seiner Predigt für Hitler ein, worauf ihm aus der Gemeinde ein ‘bravo’ zugerufen wurde.“

Auf die Quelle war Björn Mensing, Historiker und evangelischer Pfarrer der Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau, nach eigenen Angaben bereits 1988 gestoßen, als er Johannes Schattenmann für seine Doktorarbeit interviewte. Mensing habe für den Gottesdienst weitere Quellen ausgewählt, die die BR-Sprecherin Julia Cortis vortragen werde. Im Gottesdienst wirkt auch Pfarrerin Barbara Hepp mit, Leiterin der Evangelischen Stadtakademie München. Der Posaunenchor St. Markus spielt Werke von Paul Hindemith (1895-1963), Ernst Krenek (1900-1991) und Kurt Weill (1900-1950), deren Werke nach 1933 von den Nationalsozialisten als „entartet“ verboten wurden. (00/3642/07.11.2023)