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Daumen hoch – junge Stimmen zählen

Zum ersten Mal können in der Evangelischen Kirche von Westfalen jetzt Jugendliche ab 14 Jahren am 14. Februar mitentscheiden über die Besetzung der Presbyterien ihrer Kirchengemeinden

SCHWERTE – Es wurde als regelrechter Sieg empfunden, den die Evangelische Jugend von Westfalen am 19. November in Bielefeld feierte. Die Synode der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW), das höchste beschlussfassende Gremium der Landeskirche, beschloss, das aktive Wahlalter zu Presbyterwahlen auf 14 Jahre zu senken. Damit dürfen erstmals bei den Kirchenwahlen im kommenden Februar Jugendliche ab 14 Jahren über die Besetzung des „Ältestenrates“ der Kirchengemeinde mitentscheiden. Bislang war dies erst ab einem Alter von 16 Jahren möglich.
Bereits während der Landessynode 1997 unter dem Titel „Kinder – Jugend – Kirche“ gab es Absichtsbekundungen, diesen Weg zu gehen. Die Umsetzung blieb bis jetzt aus.
„Es ist ein Sieg, bei dem es keinen Verlierer gibt, sondern nur Gewinner“, kommentierte Julia Kreuch, Jugenddelegierte auf der Synode, „auch wenn wir etwas länger darauf warten mussten“. Die 24-Jährige freut sich über das Vertrauen, das die Syn­ode mit diesem Beschluss der jungen Generation entgegenbrachte. Ohnehin, so Kreuch, entspräche es dem Selbstverständnis der Evangelischen Jugend, junge Menschen an Entscheidungen zu beteiligen und Möglichkeiten zu eröffnen, Verantwortung zu übernehmen. „Nur so kann man die junge Generation für das kirchliche Leben gewinnen und gleichzeitig ein echtes Verständnis von gelebter Demokratie schaffen.“
Indem Jugendliche ab 14 Jahren nun eine Stimme bei den Kirchenwahlen haben, werden sie als Gemeindeglieder ernst genommen. Jede junge Stimme, die sich in die Gestaltung der Kirche einbringt, ist ein Gewinn, auch weit über die Wahlen hinaus. Um Kirche zukunftsorientiert zu bauen, ist es zwingend notwendig, mit den Jüngeren auf Augenhöhe ins Gespräch zu kommen, gemeinsam Zukunftsthemen festzulegen und so junge Menschen verstärkt zur Mitgestaltung des Gemeindelebens einzuladen.
„Derzeit sind tiefgreifende Entscheidungen zu treffen, die massive Auswirkungen auf die Entwicklungen der Landeskirche in den nächsten Jahrzehnten haben werden“, so Landesjugendpfarrer Udo Bußmann. „Aus meiner Sicht ist es für das Fortbestehen der Kirche entscheidend, dass Jugendliche an dem Prozess, wie Kirche zukünftig gestaltet werden soll, stärker beteiligt werden. Die Entscheidung der Synode ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung“, würdigt Bußmann das Wahlergebnis.
„In unserem Verband“, berichtet Niklas Tüpker (25 Jahre) vom Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP), der zweite berufene Vertreter der Jugend auf der zurückliegenden Landessynode, „ist es an der Tagesordnung, auch schon die ganz Jungen in Entscheidungen mit einzubeziehen“. Beim VCP könnten Kinder bereits ab dem siebten Lebensjahr ihre Stimme offiziell einbringen. „Die Änderung des Wahlgesetzes ist eigentlich ja auch nur ein logischer Schritt, denn mit der Konfirmation werden Jugendliche zu vollwertigen Gemeindemitgliedern.“ Dann, so Tüpker, stehe ihnen auch der Gang zur Wahlurne zu.
In anderen Landeskirchen ist es bereits seit längerer Zeit möglich, ab 14 zu wählen. Dort zeigte sich eine hohe Wahlbeteiligung von 14- bis 16-Jährigen. Dennoch: Von Jugendlichen kann nur so viel Interesse für die Presbyterwahlen erwartet werden, wie von anderen Altersgruppen auch.
Am 14. Februar wird gewählt, aber auch nur dort, wo Wahlen zustande kommen. Längst nicht in allen Gemeinden gibt es ausreichend Kandidaten für das Amt. Ein Grund mehr, dort wo es möglich ist, sein Wahlrecht wahrzunehmen.
Und ab jetzt gilt es – mehr denn je: junge Stimmen zählen!

Die Autorin, Anja Lukas-Larsen, ist Referentin für Öffentlichkeitsarbeit des Amtes für Jugendarbeit der Evangelischen Kirche von Westfalen.