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Das Stichwort: Martinstag

Vor allem in Europa feiern Christinnen und Christen jedes Jahr am 11. November den Martinstag. In den deutschsprachigen Ländern und Regionen, aber auch in den Niederlanden und Teilen Belgiens versammeln sich an diesem Tag vor allem Kinder zu Laternenumzügen. Erinnert wird an diesem Tag an Martin von Tours (geboren um 316/317 in Ungarn), der zunächst im römischen Militär diente und später ein Kloster gründete und Bischof wurde.

Die wohl bekannteste Martins-Legende erzählt, wie der junge Soldat im französischen Amiens in einem kalten Winter auf einen frierenden Bettler traf. Martin soll damals seinen warmen Soldatenmantel mit dem Schwert geteilt und dem frierenden Mann eine Hälfte gegeben haben. In der darauffolgenden Nacht soll ihm Jesus im Traum erschienen sein, bekleidet mit dem halben Mantelstück. Die Geschichte wird heute noch in Kinderliedern am Martinstag besungen.

Als Reaktion auf diesen Traum soll sich Martin dem christlichen Glauben zugewandt haben. Der Erzählung nach ließ er sich taufen, verließ die Armee, gründete im Jahr 361 das erste Kloster des Abendlandes und wurde später – gegen seinen Willen – zum Bischof von Tours geweiht. Die Legende besagt, dass sich Martin in einem Gänsestall versteckt haben soll, um seiner Wahl zum Bischof zu entgehen – die schnatternden „Martinsgänse“ sollen ihn allerdings verraten haben.

Für Franken hat Martin eine ganz besondere Bedeutung. Der Frankenkönig Chlodwig (466-511) machte Martin zum Reichsheiligen der fränkisch-merowingischen Könige, sein Mantel wurde zur Reichsreliquie. Für viele Franken ist der heilige Martin somit nicht nur eine religiöse Figur, sondern auch Teil ihrer historischen Identität als Schutzpatron des Frankenreiches. Bis heute wird die Auszeichnung „Frankenwürfel“ am Martinstag verliehen.

Am Martinstag finden im deutschsprachigen Raum oft Laternenumzüge statt – dieser Brauch ist eine Fortführung der früheren Martinsfeuer. Die Lichter stehen für die guten Taten Martins, die Licht in die Dunkelheit der Not bringen. In etlichen Regionen gibt es auch spezielles Hefe- oder Mürbteiggebäck wie Martinsgänse oder Martinshörnchen. Und nicht zu vergessen: Auch die traditionelle Martinsgans kommt vielerorts noch am 11. November auf den Tisch. (3369/29.10.2025)