Rom – Bischöfe, andere Theologen und einige Laien aus aller Welt diskutieren gegenwärtig bis zum 25. Oktober in Rom über das katholische Verständnis von Ehe, Familie und Sexualität. Im Mittelpunkt des Interesses steht der Umgang der katholischen Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen und mit Homosexuellen. Das Ergebnis wird in einem Schlussdokument festgehalten, das die allein stimmberechtigten 270 Synodenväter unter den insgesamt rund 400 Teilnehmenden beschließen. Die erarbeiteten Vorschläge sind nicht verbindlich, denn die Synode dient nur zur Beratung des Papstes, der dann das letzte Wort haben wird.
In der Messe zum Auftakt der dreiwöchigen Familiensynode forderte Papst Franziskus die Kirche zur Offenheit gegenüber Familien auf, die nicht der katholischen Lehre entsprechen. Die Kirche müsse die „Unauflöslichkeit des ehelichen Bandes verteidigen“, sagte er beim Gottesdienst mit den Synodenvätern im Petersdom im Vatikan.
Kirche soll Brücke und nicht Barriere sein
Gleichzeitig sei es ihre Aufgabe, „die verletzten Paare zu suchen und mit dem Öl der Aufnahme und der Barmherzigkeit zu pflegen“. Der Papst verglich die Kirche dabei erneut mit einem „Feldlazarett“, dessen Türen für jeden offen seien.
Mit einem Zitat von Papst Johannes Paul II. betonte Franziskus, Fehler und das Böse selbst müssten immer verurteilt und bekämpft werden. Menschen jedoch, die Fehler machten, müssten verstanden und geliebt werden. Die Kirche müsse diese nicht verurteilen, sondern müsse sie „suchen, aufnehmen und begleiten“. Sonst wäre die Kirche eine Barriere anstatt einer Brücke.
Der ungarische Kardinal Erdö, Generalberichterstatter der Familiensynode, wies in seinem Eröffnungsvortrag darauf hin, dass die katholische Kirche auch die Existenz einer „echten natürlichen Ehe“ zwischen nicht getauften Menschen anerkenne. Diese müssten dem Schöpfungsplan Gottes entsprechen und gesegnet sein. Zum Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen sagte der Erzbischof von Budapest, die Kirche müsse barmherzig auf diese zugehen, „ohne Zweifel an der Unauflöslichkeit der Ehe“ aufkommen zu lassen. Die Betroffenen könnten auf vielfältige Weise in das kirchliche Leben integriert werden, ohne an der Kommunion teilzunehmen. Eine klare Absage erteilte Erdö der Forderung nach Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften durch die Kirche. Das sei „inakzeptabel“, denn sie entsprächen „nicht im Entferntesten“ Gottes Plan von Ehe und Familie.
Der Berliner Erzbischof Heiner Koch, der an der Synode teilnimmt, sprach sich am Rande im RBB-Inforadio dafür aus, in Einzelfällen auch Geschiedene zum Abendmahl zuzulassen. Zwar sei für die katholische Kirche „die Ehe ein heiliges Sakrament, und das können wir nicht aufgeben“. Es gebe allerdings viele Menschen, „die eine tiefe Sehnsucht nach der Eucharistie haben, nach der Gemeinschaft“, argumentierte Koch. Deshalb sei er dafür, „dass wir für Einzelfälle, ohne die Regel außer Kraft zu setzen, wirklich das Tor öffnen“.
Auch der Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Stefan Vesper, äußerte die Hoffnung, dass die Kirche barmherzige Wege finde für Geschiedene, die eine neue Ehe eingehen. Wenn in einer neuen Ehe Kinder getauft würden und zur Kommunion gingen, „dann kann es doch nicht richtig sein, wenn hier die Mutter oder der Vater nicht mitgehen darf“, sagte er im Deutschlandfunk.
Vor dem Hintergrund von Kontroversen über den Umgang der Kirche mit Homosexualität und wiederverheirateten Geschiedenen forderte der honduranische Kardinal und Papst-Vertraute Óscar Rodríguez Maradiaga zum Dialog auf. Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz mit Sitz in Bonn, zeigte sich diesbezüglich optimistisch. Sei es doch immer schwieriger, Menschen zu vermitteln, sie gehörten ganz zur Kirche, wenn man sie zugleich als schwere Sünder bezeichne, machte Marx deutlich.epd/KNA/UK