Eine alte Dame ging Honig essen. Wer jemals Gitarre gespielt hat, wird diesen Merkspruch kennen. Die Anfangsbuchstaben der Wörter halten fest, auf welche Töne die sechs Gitarrensaiten gestimmt werden müssen: E – A – D – G – H – E. Früher, in der Jugendgruppe, schraubten wir ständig an den Wirbeln des Instruments hin und her. Nach oben. Nach unten. Und doch. Trotz allen gewissenhaften Mühens … man kann gar nicht genau sagen, was es ist. Die Gitarre klingt nicht wirklich schräg. Aber eben auch nicht hundertprozentig perfekt. Je nach Lage, ob man unten oder weiter oben am Gitarrenhals greift, ist da dieses leichte Unwohlsein am Ohr. Minimal, aber es ist da.
Neulich sagte mir ein Gitarrenbaumeister: Du kannst eine Gitarre gar nicht so stimmen, dass sie in allen Lagen und Tönen immer sauber klingt. Egal, wie gut die Gitarre gebaut ist und wie sehr du dich mühst. Das hat physikalische Gründe. (Das genauer erläutern zu wollen, würde zu weit führen. Aber der Sachverhalt hat schon Johann Sebastian Bach dazu geführt, seine weltberühmte Musiksammlung „Das wohltemperierte Klavier“ zu komponieren.)
Das ist wie im richtigen Leben: Du kannst dich noch so sehr mühen, dein Leben in Ordnung zu halten – irgendwas ist immer. Das wirklich alles einmal passt: Wie oft erlebt man das? Wie beim Gitarre spielen kommt es darauf an, das Beste aus dem zu machen, was man hat.
Ist das ein fauler Kompromiss? Man muss sich nur einmal anhören, was Musikerinnen und Musiker auf diesen „unvollkommenen“ Instrumenten für traumhafte Musikstücke spielen. Es muss nicht alles immer perfekt passen, um schön zu sein.