Von Ulrike Trautwein
Vom Kreuz, wirklich vom Sinn des Kreuzes zu reden – wie soll man das heute machen? Im Gesangbuchlied „Holz auf Jesu Schulter“ tut der ehemalige Berliner Theologieprofessor Jürgen Henkys genau das, indem er das Lied „Met de Boom des Levens“ übersetzt. Der reformierte niederländische Pfarrers Willem Barnard hat es geschrieben. Henkys und Barnard sprechen in den ersten fünf Strophen vom Holz auf den Schultern. Und ich kann sofort nachfühlen, was sie meinen. Gerade jetzt in der Passionszeit. Wie das Schwere und Harte auf der Halsmuskulatur lastet und alles fest macht. Wie ein Joch für Versklavte oder Tiere, das tief ins Fleisch schneidet und kein Entkommen zulässt. Die Wendung aber liegt darin: Aus dieser Not-Schwere des Leidens entsteht die volle Schwere von Früchten; das Kreuz wird zum Lebensbaum. Es wächst etwas daraus und daran.
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