Von Christina-Maria Bammel
Ach bleib. Trompeter Till Brönner legt diese Bitte sanft, wie von weit her, fast sphärisch aus; alle menschliche Sehnsucht darin eingewoben. Ach bleib. Damit hat der Jazzmusiker in seiner Nightfall-Produktion diesem Ohrwurm des Protestantismus eine musikalische Liebeserklärung gegeben. Die unnachahmlich schöne Melodie dieses Ach-und-Bitte-Liedes, Melchior Vulpius sei Dank, hat Generationen oft inspiriert, die Strophen zu ändern (EG 207). Als Josua Stegmann 1627 erstmalig das große „Ach bleib“ textete, waren die Zeiten die eines einzigen klagenden Achs: Krieg europaweit, Pest, verkommene Felder, Plünderungen: Ach – bleib – Gott. Die Welt trug alles andere als Zeichen der Gnade, des Glanzes, des Segens, der Treue. Zum Verrücktwerden waren die hohe Sterblichkeit, die abgestumpfte Brutalität. Und der kriegerische Wahn sollte noch 20 Jahre andauern. Stegmanns Lebensfaden riss vor der Zeit.
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