Das Rennen um den 5. Gordon-Bennett-Cup am 17. Juni 1904 war das erste internationale Autorennen in Deutschland. Dieser internationale Leistungsvergleich zwischen mehreren Automobilmarken gilt Experten zufolge als Geburtsstunde des Grand-Prix-Motorsports und der daraus hervorgegangenen heutigen Formel 1. 18 Fahrer aus sieben Nationen rasten durch den Taunus.
Es gewann der Franzose Léon Théry (Richard-Brasier) in 5 Stunden und 50 Minuten vor dem Vorjahressieger Camille Jenatzy (Mercedes, 6 Stunden, eine Minute). Dritter wurde Pierre Baron de Caters (Mercedes) mit einer Zeit von 6 Stunden und 46 Minuten. Der Letzte, der Brite Charles Jarrott (Wolesey), kam eine Stunde und 45 Minuten später ins Ziel – sechs Fahrer schieden wegen technischer Pannen aus.
Théry bekam den gewaltigen Siegerpokal „Le Coupe“ aus massivem Silber, der 17 Kilogramm wog und einen Wert von 9.000 Goldmark hatte. Die Skulptur zeigt einen offenen Rennwagen (Modell eines Panhard&Levassor aus den 1890er Jahren) mit der im Fond stehenden Siegesgöttin.
Rund eine Million Zuschauer säumten den Rundkurs durch den Taunus, der auf 141 Kilometern von Bad Homburg über Usingen, Weilburg, Limburg, Idstein und Königstein führte und viermal zu durchfahren war. Renndistanz insgesamt: 564 Kilometer.
Start und Ziel lagen an der rekonstruierten Römerfestung Saalburg – auf jener Fläche, die heute als Parkplatz dient. Hier stand auch die eigens errichtete hölzerne Tribüne für 2.500 Gäste im Stil eines römischen Zirkusses, 95.000 Goldmark teuer und vom Baumeister Louis Jacobi aus Bad Homburg entworfen. Der Tribünenplatz kostete 50 Mark, nach heutigem Wert etwa 250 Euro.
Den Fahrern, Mechanikern und ihren Wagen wurde alles abverlangt: Die Piste wies eine Differenz von 445 Höhenmetern auf, bis zu 17 Prozent Gefälle und bis zu 15 Prozent Steigungen. Mehr als 1.000 Helfer waren entlang des Rundkurses im Einsatz, überwachten die Strecke und stoppten die Zwischenzeiten. Das Nachtanken erfolgte an 27 Benzin- und Ölstationen. Auf der abschüssigen Fahrt nach Limburg an der Lahn erreichten die schnellsten Autos kurzzeitig ein Tempo von 160 Kilometern pro Stunde. Sieger Théry erreichte eine Durchschnittsgeschwindigkeit 88,8 Kilometern pro Stunde.
Alle Starter setzten auf Vier-Zylinder-Otto-Motoren. Drei Autobauer schafften mit ihren Motoren 100 PS, darunter auch Opel. Mercedes kam auf 90 PS. Sämtliche Autos wogen um die 1.000 Kilogramm.