Niedliche Katzenvideos bekommen Konkurrenz – von einem süßen Hamster. Ein Trend, der zum mitlachen und mitweinen motiviert. Hochempathisch ist er noch aus einem weiteren Grund.
Beim Ansehen niedlicher Tiere und kleiner Babys kommen Glücksgefühle auf – das belegen Studien. Kein Wunder also, dass nun auch ein neuer Trend im Netz verfängt: der traurige Hamster. Riesige schwarze Kulleraugen sieht derzeit jeder, der auf TikTok unterwegs ist. Hinterlegt mit einer melancholischen Geigenmusik, überbringt #sadhamster Selbstoffenbarungen. Zum Beispiel: “Ich will Geld sparen” – “Eine Woche später auf dem Weg zum Flughafen”. Dabei wird dasselbe Foto des Tiers in neue Video-Collagen montiert – und meist mit ein paar Tränen versehen.
Warum wurde ausgerechnet dieses Foto zum viralen Trend? Klar, es ist niedlich. Das stößt auf Begeisterung – besonders bei Kindern. “Das kennt man auch aus dem realen Leben, wenn plötzlich bestimmte Laute ausgestoßen werden, wenn ein kleines Tier gesehen wird”, sagt Psychologin Gudrun Müller, Mitglied im Berufsverband Deutscher Psycholginnen und Psychologen (BDP). Gleiches gilt für menschliche Babys, die laut Studien vor allem auf Frauen eine große Wirkung haben. Belegt sind in diesem Zusammenhang eine höhere Aufmerksamkeit und bessere Feinmotorik.
Was als niedlich empfunden wird, das ist meist vom sogenannten Kindchenschema geprägt. Das heißt: große Augen, rundes Gesicht, kleine Nase, wenig Kinn; außerdem ist der Kopf im Verhältnis zum Körper ziemlich groß. Dieses Aussehen aktiviert ein tiefverwurzeltes menschliches Verhalten: Zuwendung und Schutz. Festgehalten hat dies erstmals der Ethnologe Konrad Lorenz 1943 – unter dem Begriff Schlüsselreiz. Dafür, dass ein Baby an die Brust gedrückt wird, schüttet das Belohnungssystem im Gehirn besonders viel Oxytocin aus. Doch auch beim Ansehen niedlicher Tiere und kleiner Babys kommen Glücksgefühle auf.
Diesen Effekt nutzen auch Influencerinnen auf TikTok oder Instagram, die ihre Gesichtszüge durch Filter weichzeichnen, ihre Augen vergrößern oder ihre Köpfe durch Tierohren und Schnauzen verniedlichen. Was süß ist, verkauft sich und erregt Aufmerksamkeit. Das ist auch in der Werbepsychologie bekannt. So wirbt etwa ein großer Technikanbieter mit einem Baby in Windeln für die nächste Generation eines Smartphones.