Artikel teilen:

Robert Leicht findet Versetzen des Triegel-Altars empörend

Der Cranach-Triegel-Altar im Naumburger Dom soll versetzt werden. Das empört das ehemalige EKD-Ratsmitglied Robert Leicht, der vor allem eines vermisst: Proteste.

Der Cranach-Triegel-Altar im Naumburger Dom soll versetzt werden
Der Cranach-Triegel-Altar im Naumburger Dom soll versetzt werdenImago / epd-bild

Der ehemalige „Zeit“-Chefredakteur Robert Leicht, der zur Jahrtausendwende dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) angehörte, ist empört, dass der Cranach-Triegel-Altar im Naumburger Dom vom Westchor an die Nordseite versetzt werden soll. In einem Beitrag für die Ausgabe der „Zeit“ schreibt Leicht von einer Erpressung durch Experten der Unesco, die mit dem Entzug des Welterbetitels gedroht hätten.

Aus Sicht Leichts hat in einem sakralen Kirchenraum die Kirche das Sagen. Er vermisst daher Proteste der mitteldeutschen Landeskirche und der EKD. „Offenbar wurden selbst kirchliche Instanzen dazu gebracht, die Erpressung hinzunehmen“, schreibt der Leicht, der in Naumburg (Sachsen-Anhalt) geboren wurde.

Drei Jahre Streit um Cranach-Triegel-Altar

Der Entscheidung, den Altar zu versetzen, war ein rund dreijähriger Streit vorausgegangen. Der ursprünglich zwischen 1517 und 1519 von Lucas Cranach dem Älteren (1472-1553) geschaffene Altar war im Zuge der Reformation teilweise zerstört worden. Der Leipziger Maler Michael Triegel hatte ihn um ein Mittelteil ergänzt. Im Anschluss war der Altar von Juli 2022 an im Westchor des Domes zu sehen. Zwischendurch ging er mehrmals auf Reisen, kehrte aber im Dezember 2023 wieder nach Naumburg zurück. Die Wiederaufstellung war umstritten, weil der Altar insbesondere nach Ansicht des Internationalen Rates für Denkmalpflege Icomos, der die Unesco berät, die Stifterfiguren im Westchor um Uta von Naumburg verdeckte.

Der Naumburger Dom gehört zum Unesco-Weltkulturerbe
Der Naumburger Dom gehört zum Unesco-WeltkulturerbeImago / epd-bild

Leicht sieht im Versetzen des Altars einen „unerträglich faulen Kompromiss“: „Wer nun also den Altar aus dem Westchor wieder entfernen will, erniedrigt den sakralen Raum, der für die Gläubigen gebaut wurde, zum säkularen Raum, zu einem Museum für Touristen und Kunsthistoriker.“ Das Argument, die Stifterfiguren des Doms würden verdeckt, nennt Leicht Unsinn, denn diese seien eigens für einen Gottesdienstraum geschaffen worden.

Uta und ihr Mann richteten ihren Blick auf den Altar, „ohne diesen blicken sie in die Leere“. „Sie werden also durch den Altar nicht verdeckt, sondern in ihrer Funktion erst richtig erkennbar gemacht“, argumentiert der 80 Jahre alte Leicht und fragt: „Was wollen die Protestanten sich noch bieten lassen?“ In geistlichen Fragen gebe es keine Kompromisse.