Vor kurzem hielt er noch eine bewegende Rede zum 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz. Jetzt ist der Präsident des Internationalen Auschwitz-Komitees mit 98 Jahren gestorben. Doch sein Vermächtnis soll bleiben.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hat den verstorbenen Präsidenten des Internationalen Auschwitz-Komitees, Marian Turski, als “Mensch von unfassbarer Güte, Mut und Kämpfergeist” gewürdigt.
Bei den Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz vor kurzem habe er es sich trotz schwerer Krankheit nicht nehmen lassen, noch einmal eine bewegende Rede zu halten, so Roth am Abend in Berlin: “Ich bin unendlich dankbar, dass ich einige lehrreiche, berührende und stets mit Wärme gefüllte Begegnungen mit ihm haben durfte. Er wird uns nicht nur als unermüdlicher Mahner gegen das Vergessen, gegen den Hass und die Unmenschlichkeit fehlen, nicht nur als beharrsamer Vertreter von Holocaust-Überlebenden weltweit, sondern auch als Mensch Marian Turski.”
Der Holocaust-Überlebende starb am Dienstag im Alter von 98 Jahren, wie das Komitee und die polnische Zeitschrift Polytika am Abend mitteilten. “Ohne Marian Turski sind wir sehr allein”, erklärte Christoph Heubner, der Exekutiv- Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, in Berlin: “Umso mehr bleibt uns als eine seiner letzten Botschaften, der letzte Satz, den er in seiner Rede anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz für die Gedenkfeier am 23. Januar in Berlin formulierte: ‘Unsere Tage, die der Überlebenden, sind gezählt: Aber wir werden nicht verstummen, wenn Sie, Sie Alle nicht schweigen.'”
Turski war 1944 in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert worden. Er gehörte dem Internationalen Auschwitz Rat an, der die polnische Regierung in allen Angelegenheiten der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau beraten soll. Außerdem gründete er das Museum der Geschichte der polnischen Juden in Warschau mit und war Vorsitzender des Jüdischen Historischen Instituts.
2020, zum 75. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz, erinnerte Turski bei der zentralen Gedenkfeier daran, dass “Auschwitz nicht vom Himmel gefallen ist”. An die jungen Menschen in aller Welt appellierte er dabei mit einem viel beachteten elften Gebot “Du sollst nicht gleichgültig sein!”. Ein Jahr zuvor hatte er zum Holocaust-Gedenktag vor den Vereinten Nationen in New York gesprochen.