Mediziner aus Deutschland und Großbritannien haben bei fünf Menschen mit fortgeschrittener Herzschwäche erstmals eine neuartige Alternative zum sogenannten Kunstherz eingesetzt. Es handele sich um einen extrem dünnen, für jede Herzgröße individuell gefertigten Kunststoffbeutel, teilte die Medizinische Hochschule Hannover am Donnerstag mit. Er werde von unten „wie eine zweite Haut“ über den Herzmuskel geschoben. Die Chirurgen aus Hannover arbeiteten dabei mit Medizinern des Freeman Hospital im englischen Newcastle upon Tyne zusammen.
Das aus drei Luftkammern bestehende System blase sich rhythmisch auf und übe so „eine Art sanfte, permanente Herzdruckmassage“ aus, erläuterte Professor Arjang Ruhparwar, Direktor der Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie in Hannover. Die zum Betrieb notwendige Druckluft liefert eine tragbare Pumpe außerhalb des Körpers.
Die ersten Trägerinnen und Träger des Systems erhielten den Beutel den Angaben zufolge allerdings nur für jeweils 45 Minuten, ehe ihnen ein Linksherz-Unterstützungssystem – das sogenannte Kunstherz – eingesetzt wurde. Gegenüber diesem biete der Beutel viele Vorteile, hieß es. Anders als Menschen mit Kunstherz, bei denen kein Puls mehr tastbar ist, bleibe bei dem neuen Verfahren die Pulsschlag erhalten.
Zudem werde der Blutkreislauf weiterhin durch das Herz der Patienten angetrieben. Der Beutel ersetze die natürliche Funktion nicht, sondern unterstütze sie nur. Träger des als „Rebeat“ bezeichneten Systems müssen den Angaben zufolge keine blutverdünnenden Medikamente einnehmen. Weil die Operation minimalinvasiv erfolge und für die Patientinnen und Patienten schonend sei, könnten sich die Erholungszeiten deutlich verkürzen.
Vorerst befindet sich das von einem Münchener Start-up entwickelte „Rebeat“-System den Angaben zufolge noch in der Studienphase, in die weitere Patienten einbezogen werden sollen. Die Chirurginnen und Chirurgen aus Hannover rechnen damit, dass das System voraussichtlich Anfang 2025 erstmals dauerhaft angewendet werden kann.