Das New Yorker Metropolitan Museum of Art gilt als größtes Kunstmuseum der USA. Mit seinen Ausstellungen will es laut seinem Direktor dazu beitragen, dass Nationen weiter dialogfähig bleiben.
Der Chef des New Yorker Metropolitan-Museums, Max Hollein, sieht als eines der größten Probleme der gegenwärtigen Zeit den Nationalismus an. Er erblühe nicht nur in den USA, sondern auch in vielen anderen Teilen der Welt, sagte der 55-jährige Österreicher der “Süddeutschen Zeitung” (Freitag). Dieser teilweise fast konstruierte Nationalstolz sorge dafür, dass Kulturen neu definiert und enger geschnürt würden. Sein Museum verstehe sich daher als Antithese zum Nationalismus: “Unsere Aufgabe ist es zu zeigen, dass wir auf dieser Welt eine gemeinsame, kulturelle Geschichte haben.”
Im Metropolitan-Museum gebe es Kuratoren aus 60 verschiedenen Nationen, erklärte der Direktor: “Wir feiern hier das chinesische und das persische Neujahr, wir feiern Pride, wir feiern Chanukka. Wir begreifen uns als home away from home für alle.” Zugleich würden mit den Ausstellungen im Haus all diese gemeinsamen kulturellen Verbindungen gefeiert. Damit trage man dazu bei, dass Nationen dialogfähig blieben. Das sei derzeit sicherlich noch mehr gefragt als vielleicht noch vor 20 Jahren
Zugleich verwies der Kunsthistoriker darauf, dass Kunstobjekte nicht neutral oder objektiv seien. “Sie sind herausragend schön, formvollendet, künstlerisch wertvoll, aber sie haben auch eine Agenda.” So sei Cranach von Martin Luther beauftragt worden, Bilder zu malen, die die Reformation beflügeln. Ein romanisches Kruzifix aus der Sammlung des Hauses gelte wiederum als eines der bedeutendsten Werke der englischen Elfenbeinkunst, erinnert der Museumschef: “Aber das, was da eingraviert ist, hat eindeutig antisemitische Hintergründe. Ein christliches Objekt, das wahrlich nicht nur für Nächstenliebe steht.”