Die Absage der geplanten Candice Breitz-Ausstellung in der Modernen Galerie des Saarlandmuseums sorgt weiter für Kritik. „Bei einem derart sensiblen Thema hätte statt übereilter Hauruck-Aktionen eine sorgfältige und gründliche Prüfung stattfinden müssen, bevor solch gravierende Vorwürfe wie die des Antisemitismus gegen die jüdische Künstlerin erhoben werden“, sagte die stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende im Saarbrücker Landtag, Jutta Schmitt-Lang, am Mittwochabend.
Am 24. November hatte die Stiftung Saarländischer Kulturbesitz mitgeteilt, dass die für das Frühjahr 2024 geplante Ausstellung der südafrikanischen Künstlerin Candice Breitz zum Thema Sexarbeit abgesagt werde. Als Grund wurde eine nicht klare Positionierung gegen den Terror der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas genannt. Der Vorstand habe entschieden, „dass er Künstler:innen kein Podium zur Verfügung stellt, die den Terror der Hamas nicht als Zivilisationsbruch anerkennen oder die bewusst oder unbewusst die Trennschärfen von legitimen und illegitimen Handeln aufheben“, erläuterte die Stiftung am 28. November.
Auf ihrem Instagram-Profil hatte Breitz unter anderem geschrieben, es sei möglich, mit den ermordeten Zivilisten in Israel mitzufühlen und nichts von der israelischen Regierung zu halten. Das Leid der Palästinenser könne anerkannt und zugleich das „entsetzliche Massaker“ („horrific carnage“) der Hamas verurteilt werden. In einem Interview mit der „Saarbrücker Zeitung“ Ende November unterstrich Breitz, dass sie den Terroranschlag der Hamas „wiederholt explizit verurteilt“ habe. Der israelischen Regierung warf sie eine „genozidale Rhetorik“ vor.
Die CDU-Politikerin Schmitt-Lang, kulturpolitische Sprecherin ihrer Fraktion im Saar-Landtag, bezeichnete den Umgang mit den Vorwürfen als „kopfloses Desaster“. Die CDU habe eine weitere Sitzung des Kulturausschusses für dieses Jahr beantragt, in dem die Stiftungsvorständin Andrea Jahn und die saarländische Kulturministerin Christine Streichert-Clivot (SPD), die auch Kuratoriumsvorsitzende ist, „persönlich Rede und Antwort stehen“ sollten.
Auch die Vorsitzenden des saarländischen Poprats, Gregor Theado und Meinrad Maria Grewenig, kritisierten das bisherige Vorgehen und forderten „eine breite öffentliche Diskussion über die Freiheit der Kunst, ihre Grenzen und die Konsequenzen im Falle des Versagens“. „Politik muss Kunst mit ihren erkenntniserweiternden Potenzialen ermöglichen, nicht verbieten“, erklärten sie.