Die dramatischen humanitären Krisen in Afrika werden nach Beobachtung der Hilfsorganisation Care in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. An erster Stelle der vergessenen Länder in Not liege Angola, teilte Care am Donnerstag in Bonn mit. In einem Report listet die Hilfsorganisation zehn humanitäre Krisen auf, die im vergangenen Jahr am wenigsten mediale Aufmerksamkeit fanden. Alle wenig beachteten Katastrophen fanden in Afrika statt.
Die Krise in Angola sei in der Medienberichterstattung am seltensten aufgetaucht, obwohl dort wegen Dürren und Überschwemmungen im vergangenen Jahr 7,3 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen gewesen seien, hieß es in dem Bericht mit dem Titel „Breaking the Silence“ (Das Schweigen brechen). Angesichts neuerer Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten gerieten die seit langer Zeit existierenden Krisen in Afrika in den Hintergrund, erklärte der Generalsekretär von Care Deutschland, Karl-Otto Zentel. Dennoch benötigten auch in diesem Jahr wieder fast 150 Millionen Menschen in Afrika humanitäre Hilfe. Das sei etwa die Hälfte der Hilfsbedürftigen weltweit. Im vergangenen Jahr seien aber nur 35 Prozent der dafür benötigten finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt worden. „Das ist definitiv zu wenig“, kritisierte Zentel.
Zu den Ländern mit den am wenigsten beachteten humanitären Krisen zählen laut dem Care-Bericht neben Angola auch Sambia, Burundi, Senegal, Mauretanien, die Zentralafrikanische Republik, Kamerun, Burkina Faso, Uganda und Simbabwe. Der Report, der sich auf die Analyse von fünf Millionen Online-Artikeln stützt, ist zum achten Mal in Folge erschienen.