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Bundespräsident warnt vor neuem Antisemitismus in Deutschland

Am Montag jährte sich die Befreiung des NS-Konzentrationslagers Auschwitz zum 80. Mal. Bei der Gedenkstunde im Bundestag sprach auch ein Holocaust-Überlebender.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (Archiv)
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (Archiv)Imago / Chris Emil Janßen

Bei der Gedenkstunde des Bundestags für die Opfer des Nationalsozialismus hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vor einem Neuaufflammen des Antisemitismus gewarnt. “Wenn Antisemitismus Alltag ist in unserem Land, auf unseren Straßen und Plätzen, in Schulen und Hochschulen: Das dürfen wir in unserem Land mit unserer Geschichte niemals zulassen”, sagte Steinmeier in Berlin.

Die Schoah sei ein Teil der deutschen Geschichte. “Sie ist, ob wir wollen oder nicht, Teil unserer Identität. Einen Schlussstrich kann es nicht geben. Nicht nach 80 Jahren. Nicht nach 100 Jahren. Niemals”, so Steinmeier. Dabei unterstrich der Bundespräsident einen engen Zusammenhang der Demokratie der Bundesrepublik mit der Erinnerung an die Schoah. “Wenn wir heute die Schoah verdrängen, verharmlosen, vergessen, dann erschüttern wir damit doch auch das Fundament, auf dem unsere Demokratie gewachsen ist.” Umgekehrt gelte: “Wer heute unsere Demokratie lächerlich macht, verachtet, angreift, der ebnet auch den Weg zu Hass, Gewalt und Menschenfeindlichkeit.”

Holocaust-Gedenken im Bundestag: Überlebender spricht

Bei der Gedenkstunde kam auch der Holocaust-Überlebende Roman Schwarzman aus Odessa in der Ukraine zu Wort. Schwarzman wurde den Angaben zufolge 1936 in Berschad in der Ukraine geboren. Er überlebte als damals Siebenjähriger das Ghetto Berschad. Schwarzman zog Vergleiche zwischen dem Morden der Nazis und dem russischen Angriffskrieg der Gegenwart: “Damals wollte Hitler mich töten, weil ich ein Jude bin – heute Putin, weil ich ein Ukrainer bin.” Schwarzman dankte Deutschland für die Unterstützung beim Verteidigungskrieg seines Landes in Form von Waffen. “Die Ukraine wird alles tun, damit der Krieg nicht zu Euch kommt.”

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas hob in ihrer Rede hervor, dass es wichtig sei, den noch lebenden Opfern der Schoah zuzuhören und der Opfer zu gedenken. Deutschland dürfe sich seiner “historischen Verantwortung” niemals entziehen.

Die Gedenkstunde stand im Zeichen des 80. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee die überlebenden Gefangenen des NS-Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau.